Sein Name ist in Deutschland wohl nicht jedem gleich geläufig - aber für Litauen-Interessierte ist der Name "Venclova" in vieler Hinsicht ein Begriff. Tomas Venclova ist heute einer der am meisten international anerkannten litauischen Autoren, Schriftsteller und Poeten. Seine Stimme wird nicht nur in Form der Rezeption seiner Werke wahrgenommen, sondern auch als entschiedener Vertreter seines Heimatlandes auch unter schwierigen oder zumindest sehr verschiedenen Perspektiven: die Realitäten Sowjet-Litauens hat er durchlitten und erlebt soweit, bis er ins Exil gezwungen wurde. In den USA arbeitend, erinnert er sich wiederum gern der europäischen Perspektive, und schrieb erst kürzlich ein Buch über "Vilnius, eine Stadt in Europa." Und als Poet bringt er Saiten in der Seele der Menschen zu erklingen, die mal litauisch, mal polnisch, mal russisch, mal wie aus einem gemeinsamen menschlichen Heimatland entsprungen zu sein scheinen. Tomas Venclova startete am 18.November 2007 eine neuntätige Lesereise durch Deutschland und Österreich.
"Ja, ich bin ein Weltenbummler," das gibt Tomas Venclova, vor kurzem 70 Jahre alt geworden, zu, "und ich habe auch weiterhin noch Spaß daran." Auf Grönland sei er noch nicht gewesen, erzählt er scherzhaft, aber wer Gelegentheit hat auf Nahdistanz mit ihm zu reden, wird nicht nur über seine Gewandheit zwischen den Sprachen und Kulturen der Welt beeindruckt sein. Auch beim Start seiner Lesereise - während seines Aufenthalts in Bremen - gab es genug Gelegenheit zwischen den Erfahrungswelten hin- und herzuwandeln (Welten, die sich ja zumindest teilweise im Inneren des Menschen herausbilden). Von einem herzlichen "Sveiki atvykę" gegenüber den Litauisch-Kundigen macht es Venclova keinerlei Mühe, alsbald tief versunken in Russisch emotional und gleichzeitig analytisch mit Wissenschaftlern zu diskutieren (wie in diesem Fall anläßlich eines Besuchs an der Forschungstelle Osteuropa an der Universität Bremen), und anschließend mit den Gästen seiner Lesung bei Bedarf auch auf Englisch oder Polnisch die Umstände der Entstehung seiner Gedichte zu erläutern.
Nein, häufiges Reisen klärt offenbar Kopf, Geist und Seele nach wie vor. Dabei bleibt Tomas Venclova interessiert, wo er sich jeweils befindet. "Ich weiß, was Plattdeutsch ist", kramt er sogar ein paar Worte Deutsch hervor, und auch der Klang dieser Sprache kommt klar und bestimmt von seinen Lippen.
Wer noch Gelegenheit hat, sollte sich die Chance einer persönlichen Begegnung mit Tomas Venclova nicht entgehen lassen!
Weitere Termine: 19.11. Frankfurt, 20.11. Wetzlar, 21.11. Wiesbaden, 22.11. Leipzig, 23.11. Berlin, 26.11. Wien.
Infos zur Neuerscheinung Tomas Venclova "Gespräch im Winter" (Suhrkamp)
Details zur Lesereise
Gespräch von Erich Klein und Uldis Tirons mit Tomas Venclova (Eurozine)
Infos von "Books from Lithuania" zu Tomas Venclova
Tomas Venclova bei "Lyrik online"
"Kritische Ausgabe" zum Buch "Vilnius, eine Stadt in Europa"
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