01 November 2007

Ackern in Litauen, einsacken in Deutschland

Als Bauer an die Börse - das ist dieser Tage eine beliebte Schlagzeile in vielen Wirtschafts- nachrichtendiensten. Beim näheren Hinschauen wird deutlich, dass hier ein deutscher Agrarkonzern, der vorwiegend in den ostdeutschen Bundesländern aktiv ist, sich Flächen in Litauen zur Bewirtschaftung gesichert hat und damit offenbar gute Gewinne macht. Die KTG Agrar AG, inzwischen mit Sitz in Hamburg, wird als einer der größten Agrarproduzenten Europas bezeichnet. Aber auch mit Öko-Getreide wird gutes Geld verdient.

Wofür sind solche Erfolgsgeschichten charakteristisch? Dass es der Landwir
tschaft endlich wieder besser geht? Wenn ja, dann ist hier wohl kaum eine bäuerliche Familienwirtschaft traditionellen Stils gemeint. Oder dafür, dass man neuerdings mit Getreide, Milch und andere landwirtschaftliche Produkte wieder besseren Absatz findet am Weltmarkt? Aber ob die Verdienste der Agrarkonzerne der ganzen Branche helfen ist ja eher unsicher. Dass große Agrarkonzerne gut verdienen können? Nun ja, das war schon länger klar. Oder vielleicht, dass in Zukunft nicht mehr in Eßbares investiert werden wird, sondern - trotz Hunger in der Welt - in eine Landwirtschaft, deren Produkte z.B. zur Energieerzeugung verbrannt werden? Nun ja, die KTG Agrar produziert erstmal Biogas.

Zunächst ist es die Geschichte von den Gebrüdern Hofreiter aus dem Süddeutschen, so wie sie zum Beispiel im Hamburger Abendblatt erzählt wird. Über Bio-Eier und Geflügel landeten sie beim Getreideanbau, auch bei Mais, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln. 14.000 Hektar werden inzwischen insgesamt bewirtschaftet ("19.500 Fußballfelder groß", sagen die Hofreiters - kann das mal jemand in Basketballfelder umrechnen?).

Die Rede ist vor allem von einem Boom bei Ökoprodukten. 5700 ha Biogetreide, und 10 Biogasanlagen gehören zur Firma. In Litauen gibt es seit 2005 KTG Standorte in Raseiniai, bei Vilnius und Mažeikiai.

Eine kritische Stimme zum geplanten Börsengang der KTG Agrar wird bei Yahoo-Nachrichten zitiert, die sich auf einen Beitrag in der FAZ vom 28.10.07 beruft. "Hohe Subventionen verzerren die Bilanzen", erklärt dort der Bundesvorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft" (ABL) und grüne Europaabgeordnete Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf. Zum einen sei es beschlossen, die 300.000 Euro EU-Zuschuß, die ein Betrieb bekommt, bis zu 58% zu kürzen. Die FAZ rechnet vor: von 885 Euro Erlös pro Hektar stammten 308 Euro aus Steuergeldern, und damit deutlich höher als der Nettogewinn von 123 Euro. Bis 2013 bleibt aber mit den EU-Zuschüssen vorerst alles beim Alten: bis dahin hofft die KTG Agrar genug Gewinn erwirtschaftet zu haben, um auch als Aktiengesellschaft überlebensfähig zu sein. (Fotos und Grafik: KTG Agar)

Pressemitteilung KTG Agrar

Hamburger Abendblatt

Handelsblatt

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Yahoo-Nachrichten

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