28 Oktober 2006

Erneute Großproduktion im Filmland Litauen

Wieder hat es Litauen geschafft, die Produktion eines größeren Filmprojekts ins Land zu holen. Nach Robin Hood, Störtebecker, und "Flucht und Vertreibung" (letzteres noch im Entstehen) jetzt also: Krieg und Frieden.

Verschiedene Pressemeldungen geben Einzelheiten wieder. 26 Millionen Euro soll die Produktion insgesamt kosten, meldet Newsflex (siehe auch: TV-Wunschliste). SAT+Kabel bezeichnet die Kosten als "Rekordbudget". "Markenpost" berichtet von "aufwändigster Ausstattung" und "Tausende historische Kostüme" und sieht dementsprechend ein aussergewöhnliches Fernsehereignis voraus. Filmnews.at zitiert den Direktor der Litauischen Filmstudios (LFS), Ramunas Skikas, der diese Produktion als das teuerste und aufwändigste jemals in Litauen realisierte Filmprojekt bezeichnet.
Unter der Leitung der Münchner Firma EOS (Jan Mojto) entsteht eine deutsch - französisch - litauisch - italienisch - russisch - englische Koproduktion des Klassikers der Weltliteratur (Leo Tolstoi). Auch das ZDF ist beteiligt, und ausser in Litauen wird auch noch in St.Petersburg gedreht. In Litauen entstehen unter anderem die Szenen für die großen Schlachten von Austerlitz (1805) und Borodino (1812). Die staatliche russische Nachrichtenagentur Nowosti meldet, es sei nicht leicht gewesen, die russischen Partner davon zu überzeugen, dass die Produktion in Englisch gedreht wird.

Es gab ja schon mal eine US-Fassung (King Vidor, 1956, Oscar-Nominierung), und eine russische Produktion (Sergej Bondartschuk, 1968, Oscar-Preisträger).
Bei der Neufassung führt Robert Dornheim Regie, und als Schauspieler machen unter anderem Alexander Beyer ("Good bye, Lenin") und Hannelore Elsner mit.
Der fertige Film wird voraussichtlich im Herbst 2007 im ZDF zu sehen sein (voraussichtlich in vier Teilen). Auch ORF, RAI und weitere europäische Fernsehanstalten sollen an der Produktion beteiligt sein.

Weitere Infos zum Projekt bei EOS Entertainment - von dort stammt auch die obige Vorab-Illustrierung des Filmes..

25 Oktober 2006

Schweizer Blogging aus Litauen

Erlebnisse in Litauen beschreibt seit einigen Wochen der Schweizer Student Markus Moning. In seinem MONING BLOG können viele detailreiche Schilderungen nachgelesen werden. Hier einige Auszüge (Fotos: Markus Moning). Übrigens: Markus ist ein ISM-Student (International School of Management).

Ankunft mit unterschiedlichen Eindrücken
Erster Eindruck: flach. So beschreibt es Student Markus Moning seine Anreise nach Litauen am 1.September. Aber auch: viel Wald, viel Grün. Erster Schreck: Litauische Autofahrer. "An das Steuer eines Autos werde ich mich hier kaum wagen," schreibt Markus. "Die litauischen Fahrer benehmen sich, als ob sie jemand töten wollten," meint ein litauischer Bekannter. Dessen Freundin ergänzt: "Und wenn sie nicht ganz so schnell fahren, dann sind sie betrunken."

Wohnung einrichten - langwierig. Litauisch bowlen gehen - sehr geil!
Einen guten Handwerker in Vilnius zu bekommen - da muss man schon mal ein halbes Jahr warten, lernt Markus. Allzu gut beschäftigt sind die Fachleute bei all den laufenden anderen Bauprojekten. Allerdings eignen sich unfertige Wohnungen gut zum Party-Feiern, meint der Schweizer. Mehr interessiert Markus aber die Geschichte einer Litauerin über den 10-Litas Geldschein: angeblich weltweit beliebt, weil der einzige Geldschein, auf dem zwei Männer abgebildet sind ...
Ansonsten registriert Markus viel Katholisches: fünf Brautpaare und sieben Stretch-Limousinen eines Samstags in Kaunas. Das Sprichwort "wenn zwei Bräute sich begegnen - das bringt Unglück" - das könne ja wohl in Litauen nicht stimmen, schlußfolgert Markus.

Als es einmal heftig regnet, kommt Stimmung auf "wie Noah vor der Sinnflut".
Warum nur finden sich in Litauen keine Gullys auf den Straßen? "Ganzkörper-Regenschutz" ist seine Empfehlung, zumindest für Fussgänger.
Abends geht es auf die Bowlingbahn in Kaunas. "Sehr geil" berichtet Markus. Kulinarisch schreckt er offensichtlich vor nichts zurück: Schweineohren mit Speck, Thunfischpizza (Markus' Urteil: Pizza-Dichte in Litauen höher als in Italien!), Bier mit Salz, Pilzcremesuppe - offensichtlich neigt die studentische Gesellschaft zum Experimentieren. Nur Cepeliniai liegen ziemlich schwer im Magen ...

Preise manchmal wie in der Schweiz - Musikgeschmack: uncool.
Im 22.Stock des Hotel Vilnius - in der Sky Bar - kostet alles doppelt so viel wie sonst in üblich - also soviel wie in der Schweiz,
stellt Blogger Markus fest. Der Eingangsbereich beim Fernsehturm in Vilnius dagegen erinnert ihn eher an "eine Sowjet-Zentrale in einem älteren James-Bond-Film".
Auch den Musikgeschmack der Litauer findet Markus ziemlich von gestern: "gecoverte Liebeslieder", registriert er relativ emotionslos. Aber: "
Ich kenne niemanden in der Schweiz, der bei „Cotton-Eye Joe“ in Ekstase gerät und wild über den Parkettboden flizzt", meint Markus.

Auch sonst lässt sich Student Markus wenig von "litauischen Highlights" beeindrucken: "
Rumšiškės selber ist nicht sonderlich spektakulär, ich verschone euch mit Details, Häuser, traditionelle Kostüme, eine Windmühle und ein Restaurant, in dem es mehr als eine Stunde dauert, um eine Omelette zu kriegen." Soviel zum litauischen Freilichtmuseum, ein "Muss" in jedem Reiseführer.
Ein "Location-Test" in Kaunas bringt das "BlueOrange" als absolut angesagte Bar hervor. Aber Markus findet erneut Gründe für eingeschränktes Vergnügen: "notgedrungen" setzt er sich an einen Tisch mit Litauern, die er für "generell ziemlich geschwätzig" hält (und die Schweizer gelten als ziemlich langsam, oder, Markus?). Jedenfalls lernt der Schweizer Markus vom Litauer Ewaldas über dessen Studentenjahre in Avignon. "Er wusste zwar nicht wo St. Gallen liegt, kennt aber Vaduz - Fussball fördert Geographie-Kenntnisse", so Moning. Und dann noch: "Ewaldas lancierte einen grossen Monolog über die sprachlichen Unterschiede der drei baltischen Staaten (für die die’s nicht wissen: Litauen, Lettland und Estland) und über slowakische Wintersportorte, leider kann ich mich jedoch nicht mehr an alle Details erinnern. Ein kurzweiliger Abend."

Was lernt Markus sonst noch in Litauen? Dass Sehenswürdigkeiten manchmal nicht ausgeschildert sind, dass Busfahren nach Birštonas manchmal kompliziert sein kann, dass man besser nicht mit litauischen Studenten Schlittschuhlaufen geht, und dass Eltern von litauischen ISM-Studenten sich auch schon ganz schön luxuriöse Wohnanlagen leisten.
Dies und manches mehr vielleicht demnächst im Moning-Blog ...

Mehr von Markus Monings Fotos aus Litauen findet sich übrigens hier

STERN: Krank werden in Litauen?

Alle deutschen Urlauber, die dieses Jahr wieder einmal einen schönen Sommer in Litauen genießen konnten - oder dies in naher Zukunft vorhaben - werden vielleicht angesichts einer Meldung des STERN vom 31.8.06 etwas aufgeschreckt sein: Ganze Reisegruppen kehrten krank aus Litauen zurück? Kann denn das wahr sein?

Grob ungenau
Na ja, Osteuropa - so mag vielleicht mancher gedacht haben, der sich noch vom angeblich schlechten Image der Regionen östlich von Berlin abgeschreckt fühlt. Wer schaut da schon genau hin?
Übernommen hatte der STERN aber nur eine Kurzform eines Berichts der DEUTSCHEN ÄRTZEZEITUNG - immerhin mit dem gleichen Datum (STERN-Reporter arbeiten schnell!). Fachlich stand hier zunächst einmal etwas ganz anderes im Mittelpunkt der Original-Berichterstattung: die logistische Methodik einer Rückführung von 57 erkrankten Deutschen in die Heimat. Erkrankt waren die Reisegruppen aus Hamburg und Dresden aber bereits bei ihrem Aufenthalt in Russland - nur die Auswirkungen machten sich erst nach der Weiterreise nach Litauen bemerkbar. "Grünlich verfärbte Eier" habe man gegessen - angeblich nach Aufforderung, sich den "Gegebenheiten des Gastlandes" anzupassen (den Teller leer zu essen!).

Logistische Aufgabe - für die Ärzte
Die zwei in Russland erkrankte Reisegruppen mussten dann aus Litauen zurück nach Deutschland transportiert werden. Die einen waren inzwischen in Vilnius, die anderen in Klaipeda angekommen, als die Krankheitssymptome auftraten. Die Suche nach einem Transportflugzeug sei schwierig gewesen, berichtet die ärztliche Leiterin Dr. Christine Wehrhahn in der ÄRZTEZEITUNG. "Mit 120 Windeln und 80 Inkontinenzeinlagen zurück in die Heimat", so lautet dort die Überschrift, verbunden mit der Nebenbemerkung, dass auch die Stewardessen im Flugzeug OP-Kleidung und Handschuhe tragen mussten.

Was lernen wir daraus?
Erstens: beim STERN muss man genauer hinschauen - die Krankheitsursachen lagen keineswegs in Litauen.
Zweitens: Leider werden nur die medizinischen Hintergründe dieser Geschichte in der Presse herausgestellt. Zitiert werden bei der ganzen Geschichte nur die Ärzte, nicht aber die für die Reise und die Betreuung Verantwortlichen. In der ÄRTZEZEITUNG liest es sich so:
"Eine Empfehlung lautete, den Teller immer leer zu essen, da sich die meisten Einheimischen und auch das Hotelpersonal weder eine Übernachtung, geschweige denn ein Essen im Hotel leisten könnten. An diese Empfehlung hielt sich die Gruppe dann auch."

Glückwunsch, wer solche Reiseleiter hat! Und das gilt dann auch für Litauen: Trau, schau wem!