18 Januar 2022

Mythen gesucht - oder gefunden?

Das neue Jahr ist angebrochen, das Kulturhauptstadtjahr für Kaunas hat begonnen. Erstes Schlagwort der Berichterstattung scheint die "Suche nach dem Mythos" der Stadt Kaunas zu sein. Doch was soll das bedeuten? In Beiträgen wie z.B. im "Stern" oder "Die Zeit" sind mehrere Punkte genannt:
- Kaunas steht im Schatten von Vilnius
- es gab im 20. Jahrhundert sowohl Blütezeit und Traumata in Kaunas

Gleichzeitig wird auch an die Schwierigkeiten mit der Kulturhauptstadt Vilnius 2009 erinnert: eine nationale Fluggesellschaft, die genau zu diesem Zeitpunkt bankrott ging, und oben drauf die internationale Wirtschaftskrise, die viele Projektideen undurchführbar machte. Eigentlich gab es noch mehr geplatzte Träume damals, die heute lieber nicht mehr erwähnt werden: so derjenige, den neu aufgebauten Palast 2009 feierlich einweihen zu können. Oder auch der Rücktritt von Kulturhauptstadt-Intendantin Elona Bajoriniene, und das daraufhin abgesagte Treffen des Netzwerks der "European Capitals of Culture" (ECOC) in Vilnius. Dazu die schwierige Aufarbeitung des Holocaust und der litauische Anteil daran: in Vilnius sei es sehr schwierig, nach jüdischen Spuren zu suchen, meinte Matthias Kolb im Deutschlandfunk damals. Und Andrew Baker klagte in der "Welt" sogar, Vilnius sei "keine würdige Kulturhauptstadt".

Aber macht es überhaupt Sinn, nach "Mythen" zu suchen? Oder, anders gesagt: wenn ein Mythos gefunden und definiert wird, was folgt danach? Die "Wiener Zeitung" interpretiert das Motto anders: "Kaunas will Mythen schaffen". Ziel wäre dann, Zitat "Wiener Zeitung": "Kaunas soll nun von einer in Nostalgie schwelgenden Stadt zu einer wachsenden, offenen Stadt werden, die an sich und ihre Zukunft glaubt." 

Das klingt logisch. Denn was weiß der "gewöhnliche Europäer" heute über diese ehemalige litauische Hauptstadt, die sich nun für ein Jahr wieder Hauptstadt nennen darf? .... Eben. Ein Beitrag in der "Augsburger Allgemeinen" zitiert einen Satz aus dem Programmheft: im Gegensatz zu Ungarn oder Polen sei hier ein klares Bekenntnis zur „Idee Europas“ zu finden.Ergänzt durch das Bekenntnis: „wir haben ans Publikum gedacht. Wenn Ihr aber nicht kommt, kann es kein Kulturhauptstadt-Jahr werden“.

Schade nur, dass Kaunas sich so ein langweiliges Logo gewählt hat. Oder soll es wirklich auf eine Verbindung zu katholischen Vereinen hinweisen? Katholische Kaunas Kolping Kultur? Da fragen nicht nur die Schweizer: Wer hat denn das erfunden??? wir werden versuchen, es 2022 aktiv zu ignorieren ... - denn dieses Logo hat Kaunas nicht verdient.