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Eigenwerbung litauischer Bier-Bars: urig, ländlich, kräftig (Šnekutis, Vilnius) |
Bier war nie wirklich aus der Mode in Litauen - ich glaube, das kann
man behaupten. In den vergangenen 25 Jahren haben nur die vielen
Übernahmen litauischer Traditionsmarken durch ausländische Investoren
die Qualität nicht immer befördert; nun aber hoffen die litauischen
Brauerinnen und Brauer auf einen neuen Trend: alles redet von
"Craft-Bieren". Vier Kennzeichen werden da besondern gelobt: kleinen
Mengen, Unabhängigkeit von großen Konzernen, traditionelle Brauweise und
eigener Charakter - na, da müssten litauische Biere doch wohl mithalten
können?
Wein jedenfalls war in Litauen noch nie eine
Alternative - oder, wie es die Weinexporteure aus Österreiche
ausdrücken: "Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung und des Klimas
Litauens konnte sich keine „Weintradition“ bilden" (
weinlogistik.at).
Und nicht nur das, die Weinbranche konstatiert sogar: "Die Mehrheit der
litauischen Weinkonsumenten zählt nicht unbedingt zu den Weinkennern".
Während in Deutschland 28% des Alkoholkonsums in Wein getrunken wird,
sind es in Litauen nur 8% (
Bier-Universum).
Bier
spielt also in Litauen die Hauptrolle. Kein Wunder also, dass gleich an
mehreren litauischen Orten eigene Bier-Touren oder
Brauereibesichtigungen für Gäste angeboten werden, wie etwa die
Kaunas Bierroute, den
Bierweg von Biržai,
Bier-Wanderungen (wir berichteten), oder eine
Brauereibesichtigung in Klaipeda.
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ob "English bitter", "Altbier", "Porter" oder "Stout" - litauische "Bierblogger" sortieren im Internet die Vielfalt (im Bild: "Breadandbeer") |
Die neuen Trends der sogenannten "Craft-Biere"
spielen dabei den litauischen Brauereien nochmals in die Karten. Auch
beim Streifzug durch das Nachtleben des hauptstädtischen Vilnius wird
der Gast in zahlreichen Bars und Kneipen immer mehr Geschmacksrichtungen
litauischen Gerstensaftes probieren können. Allerdings ist dabei die
Frage: werden hier eigentlich litauische Biere getrunken? "Die Litauer
wissen zwar, wie sie Bier brauen können - aber was fehlt, ist eine
Bier-Kultur," meint Jonas Lingys, Sommelier bei
Švyturys,
der gegenwärtig einzigen großen Brauerei in Litauen, die nicht von
ausländischen Investoren abhängig ist. Lingys meint auch, das typische
geröstete Knoblauchbrot, das in der Regel in Litauen zum Bier gereicht
wird, mit weiteren Snacks variieren zu können - um die Litauer auf den
Geschmack unterschiedlicher Sorten zu bringen. "Vielleicht Räucherkäse,
Schinken, Oliven, oder verschiedene Würstchen." (
LRT)
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In dieser Bibliothek stehen in einigen Regalen Bier statt Bücher: die "Alaus Biblioteka" in Vilnius |
"Manche Leute kommen ja tatsächlich rein und wollen ein Bier einer bestimmten Farbe," erzählt Tomas Bartninkas, Eigentümer der "
Alaus biblioteka"
(Bier-Bibliothek), "und wir versuchen ihnen dann zu erzählen, dass man
es nach dem Geschmack auswählen sollte, nicht nach der Farbe!" Bitter
oder süßer, stärker oder milder, hopfig, oder sogar schokoladig - die
"Alaus Biblioteka" hat immerhin auch einige litauische Marken im
Angebot. 15 verschiedene Marken im Ausschank zu haben, ist natürlich
auch ein Wagnis - doch bisher scheint es zu funktionieren.
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Ob mit solchen Bieren die Liebhaber litauischer Fruchtweine überzeugt werden sollen? Die litauischen Bierbrauer sind an- gesichts der "Craft-Beer"-Mode ins heftige Experimentieren geraten (breadandbeer) |
Auch im litauischen Internet wird mehr und mehr über Bier diskutiert: vom "
alusalus", "
beergeek", "
breadandbeer", bis zu "
Tikrasalus", "
Modestas", "
apiealu", "
pingvi" oder "
alusit"
- die Vielfalt der "Bierglogger" scheint beinahe so groß wie die
Auswahl der Biersorten selbst, und hierbei sind die verschiedenen
Facebookseiten und -gruppen noch gar nicht genannt. Eine komplette
Geschichte des litauischen Bieres ist zumindest in Englisch in finden (
Sviekata)
- dort kann man auch nachlesen, dass noch zu Sowjetzeiten biertrinkende
Frauen in Litauen sehr ungewöhnlich gewesen sein sollen.
In
Deutschland sind litauische Biere noch nicht so recht angekommen -
offenbar müssen Interessierte wirklich einen Litauen-Urlaub einplanen.
Weder die "
Craft-Bier-Lounge", "
Craftbeermarket", "
Beercraftinfo", "
Craftbeerstore", "
Craftbier-Shop", und auch auf der "
Craftbiermesse" in Mainz waren Litauer bisher noch nicht vertreten. Beim Shop der "
Brewcomer" ist immerhin Estland schon verzeichnet, und einige deutsche "Bier-Blogger" haben die Litauer bereits entdeckt: "
Alkoblog" - obwohl der Name eher auf "Menge statt Qualität" hindeutet - hat immerhin vier (allerdings sehr gängige) litauische Biere entdeckt, "
Bierbasis" führt immerhin neun Brauereien in Litauen auf.
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Litauische "Bierblogger" schrecken offenbar vor nichts zurück: Hauptsache verrückter Name und Design locken ... |
Deutsche Anbieter sind auch schon beim "Craft-Beer-Zubehör" angekommen - wie zum Beispiel das Angebot von speziellen "
Craftbier-Gläsern" zeigt. In Litauen dagegen müssen die Hersteller wohl auch hoffen, dass der Lebensstandard - also Einkommen und Lebensumstände - langsam besser werden. Bier nur für Touristen brauen, das widerspräche wohl litauischer Mentalität und Lebensart (und auch der Selbstachtung). Denn allzu verständlich ist es bisher, wenn viele nur nach dem billigsten Bier und dem größten Glas fragen. Also: į sveikatą , auf Litauen!
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