"Mindestens 15 Übersetzungen wollen wir im kommenden Jahr neu präsentieren!" so lässt sich Aušrine Žilinskiene, Direktorin des Litauischen Kulturinstituts, zitieren.Ganz genau haben die Litauer auch schon mal die Leipziger Statistiken gelesen: 260.000 Besucher seien es 2016 gewesen (10.000 mehr als im Jahr zuvor), 2.250 beteiligte Aussteller aus 42 Ländern waren beteiligt, und in Leipzig fanden 3.000 Veranstaltungen statt - so der Bericht. Jede solcher Präsentationen soll 2017 als Möglichkeit genutzt werden, "den Besuchern die Geschichte Litauens und seiner Bewohner zu erklären", man hofft auf "positive Presse". Nerijus Šepetys wird als Autor des Konzepts genannt für "Litauens Jahrhundert der Moderne" (1918-2018).
Litauische Präsentation in Leipzig: offen, kommunikativ, gesprächsbereit |
Mehrfach ist im bisher vorliegenden Konzept die Rede von einem "Zug", der sich in Bewegung gesetzt habe. Ob sich da die Litauer vielleicht schon nach den Bahnverbindungen Vilnius-Leipzig erkundigt haben? Immerhin befindet sich der Leipziger Messebahnhof nur wenige hundert Meter entfernt vom Messegelände.
Präsent in Leipzig waren auch in diesem Jahr schon der litauische Schriftstellerverband (durch Jonas Jonynas) und der Verlegerverband (durch Aida Dobkevičiūtė). Aber auch der Vergleich mit den estnischen oder lettischen Präsentationen in Leipzig fällt vielsagend aus: während Estland diesmal ganz fehlte, wurden Nachfragen nach Neuerscheinungen von deutschen Übersetzungen lettischer Literatur meist mit Verweisen auf die 2018 bevorstehende Präsentation auf der Buchmesse London abgebogen. Nur: in London werden sich alle drei baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) gemeinsam präsentieren! Und während ja die eventuelle Existenz lettisch- oder englischsprachiger Bücher (über Lettland) ja für den deutschsprachigen Leser keine Entschuldigung sein kann, ihm keinen Lesestoff anzubieten, wies die litauische Seite zurecht darauf hin, dass es ja sogar auch noch andere kulturelle Ereignisse in Europa gibt, bei denen Litauen sich nicht etwa, mit der Entschuldigung für Leipzig arbeiten zu müssen, zurückzieht: die Architekturbiennale Venedig beispielsweise (wo es ebenfalls eine gemeinsame Präsentation mit Estland und Lettland geben soll - einen "baltischen Pavillon").
Litauen scheint begriffen zu haben, dass Kulturpolitik nicht nur Innenpolitik bedeutet - also mehr als eine Besänftigungsstrategie für diejenigen sein muss, die gerne ihre Selbstbestätigung in der Pflege kultureller nationaler Traditionen sehen. Dem entsprechend kann litauische Kulturpolitik auch nicht nur litauischsprachig sein - erst recht, wenn sie im Ausland vorgestellt wird. "Wir versuchen, uns auch mal aus der Perspektive der Nachbarn zu betrachten," sagt Aušrine Žilinskiene in einem Interview für die "Baltische Stunde". Der litauische Auftritt 1997 in Leipzig liegt schon fast eine ganze Generation zurück, 2002 in Frankfurt nicht viel weniger. Leipzig 2017 - wir freuen uns drauf!
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