Was könnte der "Schatten von Litauen" sein? Korruption, oder vielleicht der Schwarzarbeit? Litauen ohne Militär? Schön wär's. Nein, die unter dem Motto “Lietuva be šešėlio” operierenden Organisationen sind offenbar von der Getränkeindustrie finanzierte Vereine, die möglichst effektive Aktivitäten gegen "schwarz" (illegal) gebrannten Alkohol entfalten sollen. "
Pernod Ricard Lithuania" listet interessante Zahlen auf: 36% des in Litauen konsumierten Alkohols soll demnach aus illegalen Quellen stammen. Mittels der Initiative "
Litauen ohne Schatten" sollen Litauerinnen und Litauer sogar dazu bewegt werden, Verkaufsstätten von illegalem Alkohol zu melden, in öffentlich einsehbare Karten einzutragen und so an den Pranger zu stellen.
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Auf Karten eingezeichnet, scheint illegale Alkohol- produktion oder -verkauf in Litauen flächendeckend zu sein (Karten von Alkoholkranken sind leider nicht an selbiger Stelle zu finden) |
Aber auch "Rufschädigung der Alkoholindustrie" steht hier auf dem "Sündenzettel". In sofern scheinen die Ziele hier etwas zwiespältig zu sein: einfach "kein Alkohol trinken" scheint hier nicht das Ziel zu sein, auch die Erhöhung der Steuern auf Alkohol (selbstverständlich) nicht.
Zum 1.März 2016 waren in Litauen die Verbrauchssteuern auf Alkohol erhöht worden. Unter den Ländern in der Europäischen Union ist Litauen auf Platz 6 des Alkoholkonsums und sogar auf Platz 3 beim Konsum starker Spirituosen (es wird fast kein Wein, dafür relativ sehr viel Schnaps und Ähnliches getrunken); so stellen es Initiativen ander Art fest, die kritischer zum Alkoholgebrauch eingestellt sind, wie das "
Alcohol Policy Youth Network - APYN", eine internationale Organisation, die u.a. von der EU-
Exekutivagentur für Gesundheit und Verbraucher finanziell unterstützt wird, und in der sich u.a. litauische Medizinstudent/innen engagieren.
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Keine Schnapsidee: Litauer suchen "Moonshine"-Brenner nun per Drohne |
Aber auch ganze andere Methoden sollen nun im Zusammenhang mit dem litauischen Alkoholkonsum zur Anwendung kommen: die litauischen Polizeibehörden wollen nun den illegalen Sprit-Produzenten mit fliegenden Drohnen zu Leibe rücken. Zwar sehen die Probemodelle, die einen Beitrag der litauischen Agentur LRT zu diesem Thema illustrieren (siehe auch Video), noch recht improvisiert aus, und die genannte Anzahl von 500 polizeilichen Untersuchungen pro Jahr gegen illegale Brennereien macht sich im Vergleich zu den von "Schattenlitauern" eifrig gezeichneten Sünderkarten fast gering aus - aber auch hier sind die Pernod-Finanzierten wieder mit vorne dabei. Ob die Alkoholhersteller nun auch die 20.000 Euro Anschaffungskosten für Spezial-Drohnen, ausgestattet mit thermischen Messinstrumenten, auf den Tisch der litauischen Staatsanfwaltschaft blättern werden? Das lässt LRT vorerst offen.Klar ist, dass Bürgerinnen und Bürger sich - mit etwas Fantasie - so ziemlich vieles vorstellen können, was Behörden nun wohl gerne in Zukunft aus luftiger Höhe bequem kontrollieren würden. Wenn es nur wegen einem guten Zweck geschieht.
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