Alle deutschen Urlauber, die dieses Jahr wieder einmal einen schönen Sommer in Litauen genießen konnten - oder dies in naher Zukunft vorhaben - werden vielleicht angesichts einer Meldung des STERN vom 31.8.06 etwas aufgeschreckt sein: Ganze Reisegruppen kehrten krank aus Litauen zurück? Kann denn das wahr sein?
Grob ungenau
Na ja, Osteuropa - so mag vielleicht mancher gedacht haben, der sich noch vom angeblich schlechten Image der Regionen östlich von Berlin abgeschreckt fühlt. Wer schaut da schon genau hin?
Übernommen hatte der STERN aber nur eine Kurzform eines Berichts der DEUTSCHEN ÄRTZEZEITUNG - immerhin mit dem gleichen Datum (STERN-Reporter arbeiten schnell!). Fachlich stand hier zunächst einmal etwas ganz anderes im Mittelpunkt der Original-Berichterstattung: die logistische Methodik einer Rückführung von 57 erkrankten Deutschen in die Heimat. Erkrankt waren die Reisegruppen aus Hamburg und Dresden aber bereits bei ihrem Aufenthalt in Russland - nur die Auswirkungen machten sich erst nach der Weiterreise nach Litauen bemerkbar. "Grünlich verfärbte Eier" habe man gegessen - angeblich nach Aufforderung, sich den "Gegebenheiten des Gastlandes" anzupassen (den Teller leer zu essen!).
Logistische Aufgabe - für die Ärzte
Die zwei in Russland erkrankte Reisegruppen mussten dann aus Litauen zurück nach Deutschland transportiert werden. Die einen waren inzwischen in Vilnius, die anderen in Klaipeda angekommen, als die Krankheitssymptome auftraten. Die Suche nach einem Transportflugzeug sei schwierig gewesen, berichtet die ärztliche Leiterin Dr. Christine Wehrhahn in der ÄRZTEZEITUNG. "Mit 120 Windeln und 80 Inkontinenzeinlagen zurück in die Heimat", so lautet dort die Überschrift, verbunden mit der Nebenbemerkung, dass auch die Stewardessen im Flugzeug OP-Kleidung und Handschuhe tragen mussten.
Was lernen wir daraus?
Erstens: beim STERN muss man genauer hinschauen - die Krankheitsursachen lagen keineswegs in Litauen.
Zweitens: Leider werden nur die medizinischen Hintergründe dieser Geschichte in der Presse herausgestellt. Zitiert werden bei der ganzen Geschichte nur die Ärzte, nicht aber die für die Reise und die Betreuung Verantwortlichen. In der ÄRTZEZEITUNG liest es sich so: "Eine Empfehlung lautete, den Teller immer leer zu essen, da sich die meisten Einheimischen und auch das Hotelpersonal weder eine Übernachtung, geschweige denn ein Essen im Hotel leisten könnten. An diese Empfehlung hielt sich die Gruppe dann auch."
Glückwunsch, wer solche Reiseleiter hat! Und das gilt dann auch für Litauen: Trau, schau wem!
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