Investment in Litauen: wer investiert hier in wen? |
Vielleicht werden alle diejenigen in Litauen, die immer von einer glorreichen Zukunft steuerbegünstigter Projekte, von Sonderwirtschaftszonen oderdem freien Kapitalfluß schwärmen, sich irgendwann einmal doch mit Herrn Hewson treffen. Denn offenbar war keines der Argumente wie "Talente, Qualität, Kosten, Infrastruktur, Lebensstil" hier entschiedend, die beispielsweise "Invest Lithuania" so hervorhebt. Warum Litauen? Na, es war eben in dem Korb der Steuervermeidungsmodelle irgendwie mit drin.
"Nude Estate" - nacktes Grundeigentum. Mit "Herrn Bono" als stillem Mehrheitseigner. Mehr Fantasie war nicht nötig. und wenn doch, dann eben "Nackt 1", "Nackt 2" und so weiter. Firmen, registriert auf der Steuersparinsel Malta (Steuersatz maximal 5%). Weit weniger romantisch, als es die 3700qm Konsummeile "Aušra" ("Morgenröte") nahelegen will. Und angeblich lief es ja auch nicht gut in Utena. Seit 2011 soll das Einkaufszentrum keinen einzigen Cent Unternehmensgewinn ausgewiesen haben, wie berichtet wird. "Verlustvortrag" nennt sich das im Finanzendeutsch. Schätzungen zufolge macht das eine "Steuerersparnis" von bis zu 47.000 Euro aus (BBC).
"Aušra" wurde gebaut vom litauischen Projektentwickler EIKA. 2006 eröffnet, wurde das Objekt schon 2007 für 5,8 Millionen Euro verkauft - an einen damals nicht namentlich genannten "ausländischen Investor". Um das zu bewerkstelligen, eröffnete, vereinfacht gesagt, "Nackt Malta" eine Tochterfirma "Nackt Litauen2", nur um das Objekt 2012 dann wiederum weiterzuverkaufen an "Nackt1", registriert auf der Insel Guernsey. Der litauische Arm dieses Konstrukts wies 2010 einen angeblichen "Verlust" von 3 Millionen Euro (BBC). Auf Guernsey wiederum fällt auf Unternehmensgewinne 0% Steuern an, in Worten: Null.
Paul David Hewson, der auch als einer der reichsten Musiker der Welt gilt, sorgte bereits vor 10 Jahren für Aufsehen, als er mit seiner Band den Steuersitz in die Niederlande verlegte - Irland hatte die Privilegien für Künstler abgeschafft.
Es gibt ja auch Künstler, die nach den Höhepunkten ihrer Karrieren durchaus auch in Einkaufszentren auftreten - "Bono" zählt wohl nicht dazu. Und schon gar nicht in Litauen.
Aber Litauens Wirtschaftspolitiker müssen sich vielleicht die Frage stellen: Was bringt die gegenwärtige Investitionsförderung? Wenn am Ende lediglich Projekte hin und her geschoben werden, in denen vordergründig zwar auch Menschen ihre Arbeitsplätze haben, aber um ein vielfaches größere Summen als Steuerersparnis auf das Konto derer geschaufelt werden, die sowieso schon viel haben - kann das in litauischem Interesse sein?
Aber Litauens Wirtschaftspolitiker müssen sich vielleicht die Frage stellen: Was bringt die gegenwärtige Investitionsförderung? Wenn am Ende lediglich Projekte hin und her geschoben werden, in denen vordergründig zwar auch Menschen ihre Arbeitsplätze haben, aber um ein vielfaches größere Summen als Steuerersparnis auf das Konto derer geschaufelt werden, die sowieso schon viel haben - kann das in litauischem Interesse sein?
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