"Baltische" (litauisch-lettische) Projekte, auch von der EU gefördert (INTERREG) |
Für wieder andere ist "Twangste" der Schlüsselbegriff, eine (alt-)prussische Burg, die ungefähr dort gestanden haben soll wo später die Deutschen ihr Königsberg erbauten - als geschichtlicher Beweis, dass nicht erst die Deutschen diese Gegend als erste besiedelten und "kultivierten", wie sie es oft meinten.
Sogar vom lettisch/litauischen Wort für "weiß" (= "balts", litauisch = "baltas") leiten manche den Begriff "Baltikum" ab - das "weiße Meer" ("Baltijas Jūra" / "Baltijos Jūra"). Oder doch das "Baltikum-Meer"? (Die Esten sind da eindeutiger: Ostsee = Läänemeri / "Westsee")
"Balten" also. Schwierig wird es vielleicht, wenn sich aus Estland stammende Deutsche als "Balten" bezeichnen, ihre (ehemaligen) Nachbarn, die Estinnen und Esten, aber ausdrücklich nicht. Schließlich sprechen Esten eine finno-ugrische, keine indoeuropäische Sprache, und nähern sich gern dem "Nordischen" an - ihren Brüdern und Schwestern, den Finninnen und Finnen, und Skandinavien eben.
Nun wollen offenbar Lettland und Litauen ein Zeichen setzen - und suchen "den besten Balten". Die beiden Außenministerien, das litauische wie das lettische, wollen damit auf den 22. September hinweisen - den von beiden Ländern inzwischen festgelegten "Tag der Baltischen Einheit" (siehe Blogbeitrag). Auf dass dieses Datum nicht nur eine Art romantische Erinnerung an verlorene Zeiten und Chancen sei (hätten wir nur damals so weitergemacht, so einig!), sondern neuen, aktuellen Sinn ergebe. Der "Baltische Preis" ("Balt's Award" / "Baltų apdovanojimas" / "Baltu balva"). Linguisten, Historiker, Journalisten oder Übersetzer seien damit besonders angesprochen - vermutlich besonders solche, die insbesondere zusammen mit dem "baltischen" Nachbarn wirken.
Künftig also: "der beste Balte" - im litauisch-lettischen Sinne (die Bezeichnung "Baltų apdovanojimas" als "Weißen Preis" zu übersetzen wäre vielleicht nicht angemessen). Öffentlich geehrt, die Ausgaben für das Preisgeld von 3000 Euro wollen sich die beiden zuständigen Ministerien teilen. Bis zum 31. Mai werden Vorschläge gesammelt, am 22.9. soll erstmals geehrt werden. Kommunikationssprache ist dabei - baltisch neutral - ausschließlich Englisch. Die Vergaberichtlinien sind im Internet abrufbar. Demnach soll eine zehnköpfige Jury über die Vergabe entscheiden - in geheimer Abstimmung. Mit welcher Mehrheit, in wie vielen Wahlgängen - das ist nicht festgelegt.Bleibt abzuwarten, ob dies eher - wie in so vielen anderen Fällen - ein Hilfsmittel zur Prestigeerhöhung der sowieso Bevollmächtigten sein wird; ob also wieder Präsident/innen, Stars des Kulturlebens, Politiker/innen geehrt werden, oder vielleicht mal die eher unbekannten, aber umso aktiveren Individualisten, Nichtregierungsorganisationen, Unberufene. Die Jury und die Ministerien werden es entscheiden.
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