18 Juli 2017

Sportlermarkt: sind Litauer halbe Wikinger?

Litauer erfreuen sich steigener Beliebtheit in Deutschland - das scheint vor allem im Sport zu gelten. Vor allem im Handball und im Basketball. "Einen Litauer einkaufen" - damit bereiten sich gleich mehrere Bundesligisten auf die neue Saison vor. Der 24-jährige Marius Grigonis, der jetzt bei "Alba Berlin" unterschrieb, absolvierte zu Anfang seiner Karriere ebenso die Alvydas-Sabonis-Basketballschule wie Žygimantas Janavičius, der mit seinen 28 Jahren bereits ein erfahrener Spieler ist, und es jetzt bei den "Basketball-Löwen" in Braunschschweig versuchen wird. Im Interview wird deutlich, dass auch der deutsche Basketball vielleicht noch etwas von Litauen lernen kann: "Ich bin bereit, meine Erfahrungen aus der litauischen Basketballschule und aus den besten Klubs in Litauen, für die ich gespielt habe, nach Deutschland und zu den Löwen zu bringen."
Würzburgs Trainer Dirk Bauermann beantwortet
Fragen nach dem Wert litauischer Basketballspieler
Erst 18 Jahre alt war Eimantas Stankevičius, als er 2016 als Jugendnationalspieler nach Weißenfels zum MBC (Mitteldeutscher Basketball Klub) kam - auch er aus der Arvydas-Sabonis-Basketballschule in Kaunas.

Richtig fündig werden wir aber bei "S.Oliver Würzburg", wo gleich zwei Litauer neu hinzugekommen sind. Hier muss Trainer Dirk Bauermann (der selbst schon als Trainer in Litauen tätig war) schon Fragen beantworten muss, warum er so viele Litauer holt (diesmal zwei: Osvaldas Olisevičius und Vytenis Lipkevičius). Seine Antwort: es sind einige der talentiertesten Spieler Litauens, sie passen zu unserer europäischen Ausrichtung, und: "Sie gehen auch schon mal mit blutigen Knien und blutigen Ellenbogen nach Hause." Außerdem seien sie "halbe Wikinger" meint Bauermann mit dem Verweis seiner eigenen Erfahrungen in Litauen. Bauermann war 2013 bei "Lietuvos Rytas Vilnius" tätig, wo er jedoch nach nur wenigen Monaten entlassen wurde (siehe "Spiegel").

Es gibt natürlich auch Basketball-spielende Litauerinnen in Deutschland: gerade eben erst sicherte sich der deutsche Meister TSV Wasserburg die Dienste der Litauerin Santa Okockytė (ovb-online). 2016 holten die "Veilchen Ladies" in Göttingen die litauische Nationalspielerin Inesa Visgaudaite und stiegen in die 1.Bundesliga auf.

Einige weitere deutschsprachige Medien und Portale haben eher wegen "Yellow-Press"-Schlagzeilen Interna der litauischen Basketball-Liga entdeckt: so ging zum Beispiel Ex-NBA-Spieler Linas Kleiza kürzlich als neuer Vizepräsident zu Lietuvos Rytas (LR) (BBLprofis). Allerdings wird die eigentliche Ursache des Vorgangs nicht immer mit genannt: Kleiza erwarb ein ordentliches Aktienpaket vom Eigentümer, Ex-Pokerspieler und Politiker Antanas Guoga (weitere Anteile hält die Stadt Vilnius sowie der Unternehmer Darius Gudelis). Die Tatsache, dass Guoga überhaupt der Mehrheitseigentümer ist, verdanken wir wohl (außer seiner eigenen Selbstdarstellung) der Tatsache, dass er sein Vermögen durch Pokerspielen erwarb und die entsprechenden Seiten immer noch über ihn berichten (siehe "PokerFirma") - "Die Welt" sortierte ihn mal unter die "schillernsten EU-Ageordneten"; Guoga verdient gewissermaßen doppel am Basketball: das eigene Portal "Tonybet" nimmt die Wetteinsätze entgegen.
Guogas Vorgänger im Amt des LR-Präsidenten, Gedvydas Vainauskas, (derselbe, der auch Bauermann frühzeitig rausschmiss) war mit der Aussage aufgefallen, nie mehr als zwei "Schwarze" in seinem Team haben zu wollen, weil diese dann "Gangs bilden" würden. Die öffentlichen Proteste, vom litauischen Basketballverband wie auch von litauischen Ex-NBA-Spielern waren so groß dass er sich genötigt sah, seine Anteile zu verkaufen und zurückzutreten.

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