ein historisches Foto: Chruschtschow probiert erstmals eine Cola (Quelle: ceuweekly) |
Wieviel davon gilt heute auch für Litauen? Versuchen wir also mal genauer hinzuhören, wenn der litauische Landwirtschaftsminister Bronius Markauskas Bedenken äußert; kürzlich hatte er die staatliche litauische Lebensmittelbehörde beauftragt, 33 Produkte identischer Marken aus Deutschland und Litauen genauer zu testen. Angeblich seien bei 23 davon deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung, aber auch in Geschmack, Farbe oder Konsistenz festgestellt worden. "Ein in der EU bekanntes Produkt sollte doch auch gleiche Qualität haben, egal ob in Lissabon, München oder Vilnius gekauft," so Markauskas. Wird hier ein alter Vorwurf gegen die EU-Bürokratie umgedreht? Gern sei an dieser Stelle der "Krümmungsgrad der Gurken" zitiert, den die EU ja angeblich mal vorgeschrieben hat. Völlig identische Einheitsprodukte in ganz Europa? Ist das wirklich wünschenswert?
In litauischen Medien sind Streitpunkte am häufigsten bei folgenden Produktgruppen genannt: Joghurt, Käse, Gebäck, Schokolade, Limonaden, Kaffee, Waschpulver. Genauere Zahlen lässt auch die Pressemitteilung der litauischen Kontrollbehörde leider offen. Als Grund für die Untersuchung gibt Darius Remeika, Chef der litauischen Lebensmittelüberwachung an, "8 von 10 litauischen Konsumenten" hätten behauptet von manchen Produkten "diskriminiert" zu werden. Allerdings habe man schnell festgestellt, dass in fast allen Fällen die Firmen "rein rechtlich" alles richtig gemacht hätten - also seien genauere Untersuchungen nötig gewesen.
Und, was wurde nun festgestellt? Konkret benannt wurden nur vier Beispiele, alle recht vage: Schokolade, die nicht 35% Kakao (wie eine der gleichen Marke in Deutschland), sondern nur 32% habe, Joghurt mit (in Deutschland) höherem Fruchtanteil, Nuß-Nougat-Creme mit ebenfalls höherem Kakaoanteil, und Sonnenblumenöl, das für Kartoffelchips benutzt wurde und in Litauen durch billiges (und umstrittenes) Palmöl ersetzt wurde.
Was das Palmöl angeht, so würde ich ja gern mal mit einem Litauer zusammen durch einen deutschen Supermarkt gehen und versuchen Produkte ohne Palmfett zu finden; kann es also sein, dass - wie schon in der Zeit kurz vor dem EU-Beitritt - die Unternehmen Litauen als "Testmarkt" nutzen? Wenn also Palmöl wirklich Geld spart, wird es dann wohl auch bald in Deutschland verwendet werden, anstatt dass Sonnenblumenöl zurückkehren wird.
Nun beschweren sich allerdings nicht nur die Litauer über angeblich schlechtere Produktqualität westlicher Marken, sondern auch Gäste in Litauen - nur auf ganz andere Art und Weise. "Ich kenne Pizza Hut. Der Fehler ist nur, sie versuchen hier, die Pizza auf litauische Art zu machen," schreibt ein Kunde auf "Travelblog" unter der Überschrift "Das schlechteste Essen in ganz Litauen." "Sie servieren es mit sehr wenig Tomatensauce, oder sogar mit verschiedenen Saucen zum selbst nachwürzen, sehr trockener Teig, und auch der Salat ist nur der Farbe nach vielfältig." Wenn schon Standardqualität, dann auch für ausländische Spezialitäten in Litauen? - Gespannt warte ich dann auf einen litauischen Prüfbericht, ob die Cepelinai in ganz Europa dieselbe Qualität aufweisen ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen