31 Januar 2017

Umfragen: gewaltig - erstaunlich

Litauen: ein Land der Erfinderinnen?
Wie geht es in Litauen? Darf diese Frage gestellt werden? In letzter Zeit sind einige bedenkliche Statistiken bekannt geworden. Nur 12 Prozent der Litauer halten Gewalt gegen den eigenen Ehepartner für falsch - so wurde eine Eurobarometer-Umfrage zitiert (Studie). 31% der befragten Litauer meinten, Gewalt gegen den Ehepartner sollte unbestraft bleiben. Ob diese Zahlen auch in litauischen Zeitungen zu lesen waren? Auch bei der Frage zu sexuellen Belästigung von Kolleginnen steht Litauen am unteren Ende der Skala - nur 13% finden das falsch, 38% meinen, dass sollte nicht unter Strafe stehen, und 6% (ebenfalls höchster EU-Wert) halten so ein Verhalten nicht einmal für falsch.

Weitere Spitzenwerte: den Partner durch die Verhinderung von Treffen und des Kontakts mit Familienmitgliedern und Freunden, die Vorenthaltung von Geld oder die Einbehaltung von Mobiltelefonen oder offiziellen Dokumenten zu kontrollieren - 35% der Litauer meinen, ein solches Verhalten sollte nicht gesetzeswidrig sein (also unbestraft bleiben).

Litauen als Spitzenreiter bei Gewalt in der Familie? In eine ähnliche Richtung weist das Eurotopics-Thema vom 30. Januar: warum schützt Litauen die Kinder nicht mehr? Gewalt gegen Kinder sei in vielen Familien üblich, werden litauische Medien zitiert (LR).
Wer nun vermutet, dass auch in der Familie die Frauen die Leidtragenden der Konflikte sind, könnte sich die Ergebnisse einer weiteren Frage aus dem Eurobarometer-Katalog ansehen: 42% der Litauer meinen, Frauen würden Missbrauchs- oder Vergewaltigungsvorwürfe oft übertreiben. Litauen, das Land der Erfinderinnen? 45% meinen sogar, dass Gewalt gegenüber Frauen vom Opfer häufig provoziert wird.

Und das in einem Land, das einmal stolz darauf, hohe Quoten von Frauen in Spitzenpositionen zu haben. "Ohne Quote an die Spitze" titelte der "Spiegel" 2013 über Litauen. Mit einem Anteil von 39% liege Litauen weltweit auf dem dritten Platz, verkündete die Deutsch-Baltische Handelskammer. Liegt darin ein Widerspruch zum Umgang miteinander in der Familie, oder kommen Frauen in Litauen vor allem deshalb schnell nach oben, weil sie die herrschenden Zustände akzeptieren (müssen?).

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