Der Frühling naht - aber noch spielt der Wintersport in allen drei baltischen Staaten gegenwärtig die Hauptrolle. Im Mai findet in der lettischen Hauptstadt Riga die Eishockey-WM statt - ein mit dem Fußball-Hype in deutschen Landen für lettische Verhältnisse durchaus vergleichbares Ereignis. Zuvor jedoch werden in zwei Spielgruppen die beiden Aufsteiger in die Eliteklasse gesucht, die dann 2007 in Moskau um die WM mitspielen dürfen. Die eine Gruppe wird in Frankreich ausgetragen (dort tritt auch Deutschland an), die andere spielt in dieser Woche ihre Spiele in der Saku Suurhall im estnischen Tallinn.
Sowohl Litauen wie auch Estland sind in Tallinn dabei, neben Turnierfavorit Österreich. Nach acht Jahren in der Elite des Eishockey und der Pleite bei der Heim-WM im Vorjahr soll für die österreichische Nationalmannschaft die Zweitklassigkeit nur kurz sein - so wünschen es sich auch die österreichischen Medien. Die meisten halten Polen für den härtesten Gegner, den Österreichs Spielbilanz ist gegen die Polen mit 19:24 negativ. Trainer Boni warte trotzdem vor möglicher Arroganz gegenüber vermeintlich leichten Gegnern. Und mit ungewohnten Verhältnissen muss sich das Austria-Team anfreunden: Das Auftaktspiel gegen Kroatien gewannen die "Ösis" zwar klar 6:0, spielten aber vor nur 400 Zuschauern in der 7600 Zuschauer fassenden Suurhall. 100 Österreicher, und nur 10 Kroaten (nach angeblich 48-stündiger Zugfahrt in Tallinn angekommen) zählte die Wiener Zeitung. Vielleicht lag es daran, dass es - ungewöhnlich für Estland - für den Ticketkauf im Internet zwar eine Webseite gibt, das aber nur in Estnisch gehalten.
Heimvorteil: Estland. Oder doch Litauen?
Die zweite große Hürde hätten also für die Österreicher im 2.Spiel die einheimischen Esten sein können (die Halle war ausverkauft!). 3:1 hieß es dann doch für das Team Austria - doch am selben Tag schaffte Litauen die Überraschung: sie schlugen Polen mit 2:1. Es war der erste Sieg der Litauer in ihrer Länderspielgeschichte im Eishockey gegen das südliche Nachbarland. Nun gerät die Kalkulation aus österreichischer Sicht etwas durcheinander: soll man sich nun freuen, dass man Polen nun einen Vorteil voraus hat, oder muss Litauen gefürchtet werden als nächster Gegner? (Spiel am 26.4. um 12 Uhr).
Sport1 hat es in Österreich ganz genau recherchiert: in Litauen seien 689 Eishockey-Spieler registriert, 16 männliche Schiedsrichter seien aktiv, und es gäbe fünf litauische Eisplätze (drei Hallen, zwei Freiluft). In Österreich seien es immerhin über 9.000 Spieler und über 100 Spielplätze. Wenn doch solche Statistik zu automatischen Siegen führen könnte!
Es scheint eher doch etwas Überheblichkeit sich auszubreiten. Als "Riverhockey auf einem zugefrorenen Teich" charakterisierte Austria-Teamchef Boni das 6:0 Spiel gegen Kroatien (Wiener Zeitung). Doch kennt er wirklich seine Gegner? Polen kenne er gut, schreibt DER STANDARD, von ihnen habe er sich "via DVD ein Bild gemacht."
Gute Vorbereitung? Am Mittwoch wird sich zeigen, ob Grund zu neuer sportlicher Erfurcht Östereichs gegenüber Litauen besteht.
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