16 November 2011

Rette die Milliarde oder: Bankenkrise auf Litauisch

Schlange vor einer Snoras-Filliale (Quelle: ELTA)
Die litauische Regierung hat nach einer Dringlichkeitssitzung heute beschlossen die viertgrößte Bank des Landes - "Snoras" - zu verstaatlichen. 

Überraschung? Einerseits belegte "Snoras" noch im Banken-Rating des Politikmagazins Veidas - veröffentlicht am Montag - den zweiten Platz. Am Dienstag gab's in der Tages-Zeitung "Lietuvos Rytas" einen Bericht darüber, dass große Werte abgezweigt werden sollen.

Eine Milliarde - einfach weg?

Eine Überprüfung ergab, dass eine Milliarde Litas (rund 300 Mio. Euro) vom Gesamtwert der Bank in der Höhe von 8 Milliarden "weg" sein. Schwer vorstellbar, aber 1 Mrd. Wertpapier im Ausland existieren einfach nicht, das ergab eine Nachfrage der Litauischen Staatsbank bei ausländischen Geldinstituten.

Ungewöhnlich rasch handelte die Regierung: Heute wurde ein staatlicher Verwalter eingesetzt, die Bank verstaatlicht. Wahrscheinlich werden die "guten" Anlagen der Kleinanleger in eine neue Bank überführt, die "faulen" in eine "Bad Bank" ausgelagert. Bald nach  Gerüchten um die Bank bilden sich Schlangen an Bankautomaten und Fillialen - viele versuchten panisch an ihr Geld zu kommen.

Kein Geld mehr an Automaten (Foto: R.Danisevičius)
Bis Montag bleibt der Laden zu!

Aber das gesamte Geschäft der Bank war bereits gestoppt, die Regierung hat ein Moratorium bis Montag verhängt, dann soll das Geschäft wie normal weiter laufen. Der Staat will die Privateinlagen garantieren, die nach EU-Vorschriften bis zur Höhe von 100.000 Euro abgesichert werden.

Nur - wo ist die Milliarde hin? Fehlspekulation oder doch wie viele mutmaßen - russische Geldwäsche? Größte Anteilseigner sind der russische Milliardär Vladimir Antonov (68%) und der Litauer Raimondas Baranauskas (25%). Aber niemand aus der Bankenführung hat sich bis jetzt zu den Vorgängen geäußert, die meisten weilen gar nicht in Litauen.

Der vorerst letzte Bankrott einer Bank in Litauen war 1999 die Litimpeks Bankas.

Quelle: Litauische Medien (www.lrt.lt, www.alfa.lt, www.lrytas.lt)

2 Kommentare:

Albert Caspari hat gesagt…

Interessant! Was ich von dieser Bank zuletzt hörte, war dass sie ins Formel-1-Business investierte (bei Renault) - und das soll geschehen sein wegen den Interessen russischer Anteilseigner.

Albert Caspari hat gesagt…

Inzwischen ist über die Situation in Lettland zu lesen, dass Kunden der lettischen "Krajbanka" nicht mehr unbegrenzt abheben dürfen - 68% der Anteile an dieser Bank gehören "Snoras".