Leider ist Jurga Ivanauskaite, eine der bekanntesten litauischen Schriftstellerinnen der Gegenwart, Anfang diesen Jahres im Alter von nur 45 Jahren verstorben. Aber eines ihrer letzten Projekte war die Arbeit mit Regisseur Algimantas Puipa an dem Film "Nuodėmės užkalbėjimas", in dem Motive ihrer Romane und Erzählungen verarbeitet sind. - "Regenhexe" hatte drei Erzählebenen, im Film haben wir uns auf eine davon konzentriert", so Puipa kürzlich auf dem lettischen Filmfestival "Lielais Kristaps" in Riga. Unter dem deutschen Titel "Sündengefüster" ist der Film nun - in litauischer Fassung, englisch untertitelt - auf den Nordischen Filmtagen in Lübeck zu sehen.
Das Thema der Liebe zu einem Priester war sicher einer der Gründe, warum manche das Buch "Ragana ir lietus" (deutscher Titel: Regenhexe) im katholischen Litauen lieber verboten sehen wollten. Auch der Film knüpft genau an dieser Stelle an, in dem entsprechende Einstellungen am Anfang stehen. Aber dann knüpft die Story das Geschehen dichter, und es entwickeln sich mehrere Hauptfiguren, auch in ihren Beziehungen untereinander. "Ich möchte von ihm loskommen", erklärt Vika ihrer Psychotherapeutin Rita, nachdem ihr Priester Paulius erklärt hat, er müsse sich von ihr trennen. "Erzählen Sie genauer, in allen Einzelheiten," fordert Rita sie auf, die schon seit Jahren keine wahre Liebe mehr erfahren hat, und wohl auch an einem weiblichen Dialog über die Grenzen und Mythen der Liebe interessiert ist.
Aber Vika hat ja auch Go, der in derselben Klinik dahinsiecht, in der Paulius ebenfalls seinen Dienst tut. Go, ein ehemaliger Straßensänger (Kostas Smoriginas, in Litauen musikalisch kein Unbekannter, spielt ein wenig sich selbst?), verliert allmäglich den Kontakt mit der realen Welt. Zwei gegensätzliche Liebschaften: ein Künstler, der sich gehen läßt und in den Tag hinein lebt, und ein Gottesdiener, für den Selbstzucht und formale Regeln eigentlich Lebensinhalt sein sollten. Wo die Liebe hinfällt ...
Auch der Psychologin Rita gibt das Drehbuch etwas Spielraum: als ihr Mann zugibt, eine Geliebte zu haben, gibt sie sich einem anderen hin. Ein Arztkollege, Pathologe, von dem sich erst später erweist, dass er Frauen genauso sezieren möchte wie seine anderen Arbeitsobjekte. Die Geschichte verliert ihre Stützpfeiler: Ritas Tochter erweist sich als selbstmordgefährdet, während Priester-Liebhaberin Vika ihre Sicherheit langsam wiedergewinnt. Gibt es Regeln, gibt es Ursachen für die Liebe? Der Film vermag diese Fragen aus der Perspektive beider Geschlechter zu erzählen - obwohl die Männer natürlich schlechter wegkommen. Dennoch werden sich vielleicht Männer wie Frauen durch diesen Film inspieriert fühlen, über manche dieser Fragen neu nachzudenken.
"Sündengeflüster" auf den Nordischen Filmtagen 2007
Infos zu Jurga Ivanauskaite bei "Books from Lithuania"
"Die Regenhexe" bei PERLENTAUCHER.DE" (mit Rezensionsübersicht)
Wikepeda über Regisseur Algimantas Puipa
Szenefotos des Films (Nordische Filmtage)
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