26 September 2006

Deutsch-Litauisches Forum stellt sich vor

Rückblick auf 15 Jahre erneuerte diplomatische Beziehungen
Der Tag begann mit einem Rückblick. Geladen ins Besucherzentrum des Auswärtigen Amts in Berlin waren am 22.September Bundesaußenminister a.D. Genscher,
Minsterpräsident a.D. Mart Laar, der ehemalige lettische Botschafter in Deutschland und gegenwärtige Richter am Europäischen Gerichtshof Egils Levits, und der litauische Historiker Dr. Alvydas Nikzentaitis.
"Schauen Sie doch mal nach, welcher andere westeuropäische Außenminister vor mir im Herbst 1991 die baltischen Staaten besucht hat", forderte Genscher die Diskussionsteilnehmer auf und war dabei bemüht zu betonen, dass bei der damaligen Bundesregierung überhaupt kein Zweifel bestanden habe im Hinblick auf die Anerkennung der Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens.

Gemeinsamer Auftritt
Aus heutiger Sicht streiten Esten, Letten oder Litauer nicht mehr um Nuancen der Geschichte. Der Nutzen gemeinsamer Veranstaltungen hat sich offenbar herumgesprochen, denn so nebeneinander gestellt wirken estnische, lettische und litauische Stellungnahmen in ihrer Einigkeit überzeugend. Dank des gleichzeitig stattfindenden Bertelsmann-Forums konnten im Verlauf des weiteren Tages auch zwei der heutigen Ministerpräsidenten begrüßt werden: Gediminas Kirkilas aus Litauen und Aigars Kalvitis aus Lettland. Vielleicht hatte ja nur die gleichzeitig stattfindende Präsidentschaftswahl in Estland den estnischen Kollegen in der Heimat zurückgehalten.
Vom "Rand" nach Berlin-Mitte
Als "Randstaaten" bezeichnet die im Lichthof des Auswärtigen Amts noch bis zum 6.Oktober zu besichtigende gemeinsame Ausstellung die baltischen Staaten.
"Egal," - wird da vielleicht mancher denken, - Hauptsache nicht wieder das alte Klischee des 'Baltikums'! Denn der Begriff "Randstaaten" soll sich ja auf die Vergangenheit beziehen - aber ändert der Status "Partner in Europa" etwas an der geographischen Lage? Ob da jemand die Annahme einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Russland gleich mit hineingelegt hat? Na ja, die deutsche Sichtweise - mögen da vielleicht wieder die Balten denken. Hauptsache, die Sichtweise einer Entwicklung zum Positiven ist allen gemeinsam.

Schwerpunkt des Tages war aber aus litauischer Sicht sicherlich eine weitere Veranstaltung am Abend desselben Tages. Vorgestellt wurde in den Räumlichkeiten der litauischen Botschaft in Berlin das "Deutsch-Litauische Forum", ein in Gründung befindlicher Verein, der mit einem litauischen und einem deutschen Zweig in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Litauen und Deutschland optimieren helfen s
oll. Gegründet auf Anregung der beiden Staatspräsidenten Valdas Adamkus und Horst Köhler, betreiben Gründungsmitglieder und Vorstand gegenwärtig die Registrierung des Vereins, damit die Grundlage zur Aufnahme weiterer Mitglieder gelegt ist. Etwa 100 Gäste bekundeten mehrheitlich ihren Willen zur Zusammenarbeit oder auch Mitgliedschaft in dem neuen Verein.
Dr. Joachim Tauber (Foto rechts), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nordost-Institut in Lüneburg, stellte seitens des Vorstandes den gegenwärtigen Stand der Diskussion um die zukünftigen Vereinsaktivitäten vor.

Deutsch-Litauische Ehrungen

Anschließend kam noch einmal Ministerpräsident Kirkilas zu Besuch, vor allem um einigen um die Zusammenarbeit Deutschlands mit Litauen verdiente Persönlichkeiten mit litauischen Verdienstorden auszuzeichnen. Unter den Geehrten waren u.a. der Präsident des Europäischen Parlaments a.D. Klaus Haensch, der Europaparlamentarier und Präsident der Europa-Union Deutschland Elmar Brok, und der Staatsminister im Auswärtigen Amt Gernot Erler (Foto links).

08 September 2006

Mulmig nach Litauen

Von Bretzenheim in Rheinland-Pfalz nach Kaunas in Litauen - aus deutscher Perspektive scheint dies immer noch eher eine Abenteuerreise zu sein. Die 19-jährige Karin Schewina will es ausprobieren, und hat sich dafür gleich erstmal die Unterstützung ihrer Heimatzeitung gesichert.

"Ein bischen mulmig ist mir schon," vertraute die Abiturientin der Allgemeinen Zeitung Bad Kreuznach an. Zehn Monate lang will Schewina im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes bei einer Einrichtung der Caritas in Kaunas Dienst tun. Das dortige "Haus der Generationen", 1996 gegründet,
besteht aus einer Kindertagesstätte, einem Frauenhaus und einem Wohnheim für ältere Menschen. Keine unbekannte Einrichtung in Litauen: Freiwillige sind dort häufiger eingesetzt, Arbeitspläne können Interessierte bereits im Internet einsehen. "Unsere Organisation ist offen für alle, die Kinder lieben und gerne auch mit älteren Menschen arbeiten," so die Betreiber.

Wer im Rahmen des EU-Förderprogramms "Jugend" an Austauschmaßnahmen teilnimmt, hat offensichtlich eine große Zahl sehr verschiedenartiger Projekte zur Auswahl - so weist es auch die Projektliste 2005-2006 aus. Aber Litauen? In der Umgebung ihres Heimatortes wohl doch ein so ungewöhnlicher Arbeitsort, dass Karin Schewina eine Kolumne in ihrer Heimatzeitung angeboten bekam. "Litauisch ist eine alte Sprache, ist komplex aufgebaut und klingt für deutsche Ohren ziemlich fremd," ist da am 7.9. zu lesen. Der Herbst in Litauen wird dort als "kühl und regnerisch" vorhergesagt, und für den Winter Temperaturen von bis zu minus 25 Grad angedroht.

Vielleicht sollte Karina sich ja mal die Bloggerseite des Holländers Richt Benedictus anschauen, der 2005 in Kaunas war, offensichtlich auch bei derselben Einrichtung.
Jedenfalls dürfen wir gespannt sein, was demnächst noch alles so aus Kaunas an Berichten geschrieben wird ...

03 September 2006

Und nicht nur unter dem Korb ...

Ja, ein schwacher Ballak im Fußball reicht immer noch zu einem Sieg über die Iren. Aber ein Nowitzki allein reicht eben nicht für eine junge litauische Mannschaft: 77-62 für Rot-Grün-Gelb. Damit ist Litauen WM-Siebter, Deutschland Achter.

"Lietuviai Neapolyje iškovojo istorines lygiąsias" - schreiben litauische Sportfans begeistert im Internet. Was ist passiert? Die Begeisterung ist schnell umgeschwenkt, Nowitzki nur noch Nebensache. Das litauische Fußball-Nationalteam erreichte im ersten Spiel der Qualifikation zur EM 2008 gleich ein 1-1 Unentschieden gegen den Weltmeister Italien (auswärts in Neapel!).

Vielleicht wird Litauen ja noch zum fussballerischen Schrecken der WM-Teilnehmer in Deutschland? Auch Polen hatte in diesem Jahr gegen Litauen schon das Nachsehen (siehe Spielbericht). "Wir müssen so in das Spiel gehen, als ob Litauen Weltmeister wäre, nicht wir," wurde Italiens Trainer Donadoni in der Presse vor dem Litauen-Spiel zitiert. Na, offenbar kann man sich an dieses ehrenhafte Perspektive ausgezeichnet gewöhnen! Für Weltmeister Italien ist es eine Blamage, da ist sich sicher nicht nur die deutschsprachige Presse einig (siehe z.B. Financial Times, ARD).