05 Juni 2008

Nicht bei der EM dabei - aber dennoch mit Aufsehen

Vielleicht ist der Name Valdas Ivanauskas das Einzige, was deutsche Fussballfans über Litauen wissen. Der frühere Profi beim Hamburger SV scheiterte kürzlich als Trainer in Jena. Für die Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich konnte sich Litauen nicht qualifizieren - gab aber offenbar einen prima Trainingspartner für die Vorbereitungsphase anderer Mannschaften ab. Dass Litauen gegen Russland dabei 1:4 verlor (als Gastspiel im deutschen Burghausen), wird kaum soviel Ärger bereitet haben, als wenn es ein Basketballspiel gewesen wäre. Dass aber ausgerechnet im EU-Partnerland Prag beim Spiel gegen Tschechien sämtliche Zeremonien daneben gingen, wird vielleicht doch Überraschung verursacht haben.

Einem Bericht der Online-Ausgabe der "Prager Zeitung" ist es zu verdanken, dass auch deutschsprachigen Interessierten Details bekannt wurden.
Zitat:
Eine Stunde vor Spielbeginn musste die Verteilung des offiziellen Programmheftes gestoppt werden, weil darin nicht die litauische, sondern die lettische Flagge und ein Foto der lettischen Auswahl abgebildet sowie Riga als Hauptstadt Litauens genannt wurde. Vor dem Anpfiff im Stadion Eden hatten die Verantwortlichen zudem die lettische Hymne abgespielt.

Wird uns Deutsche das nun beruhigen? Fällt es uns doch immer noch schwer, die drei Staaten auseinanderzuhalten, von denen es heißt sie seien entweder "baltisch" oder gar ein einziges "Baltikum"...
Fazit: ein bischen Länderkenntnis kann nicht schaden. Besuchen Sie Litauen!

Webseite des litauischen Fußballverbands (lit.)

01 Juni 2008

Wege nach Litauen

Umfangreiche Hinweise zum Arbeiten in Litauen gibt es inzwischen auch ... bei ihrem deutschen Arbeitsamt (pardon: Arbeitsagentur). Unter dem Motto "Wege ins Ausland" gibt es Tipps zum Umzugs ins niedrige Lohnniveau. Vor allem "Verkäufer, Busfahrer, Köche, Bauarbeiter" seien gefragt, so die deutschen Berater. "Gut dotiert" seien allerdings nur diejenigen Fachkräfte, die von ihren Firmen nach Litauen entsandt würden.

Aber auch die deutsche Arbeitsagentur weiß, dass in Litauen selbst die einheimischen Arbeitskräfte und Facharbeiter vielfach in andere EU-Länder auswandern (Details über die Gründe werden uns erspart). Der Sozialhilfesatz in Litauen betrage 50 Euro monatlich, weiß auch die deutsche Arbeitsagentur. Wer das Abenteuer trotzdem wagt, kann ja als Deutscher einfach mit dem Personalausweis einreisen, und muss bei Kontrollen nur beachten, nicht zweimal innerhalb von 90 Tagen erwischt zu werden (denn offiziell gilt eine Aufenthaltshöchstdauer von 90 Tagen). Und wer dann in Litauen tatsächlich Arbeit findet: der litauische Arbeitgeber informiert die zuständigen Behörden, und schon kommt die Aufenthaltsgenehmigung (so könnten man es aus den Infos herauslesen). Ungleiche Behandlung? Für Litauer bleibt der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt weiterhin fest verschlossen.

Für Deutsche, die in Litauen arbeiten wollen, gibt es sogar Jobsuchmöglichkeiten im Internet. Zunächst die Jobbörse der Arbeitsagentur selbst. Der Test der beschriebenen Vorgehensweise führte allerdings nicht zum Ziel: wer "Litauen" als bevorzugten Arbeitsort angibt, kann bei der Jobbörse kaum verhindern, dass auch Angebote in anderen Ländern angezeigt werden (Holland, Schweiz, Österreich, Dänemark). Angebote in Litauen: Fehlanzeige.
Zweite Möglichkeit: das Eures-Portal. Zwar kann hier nur nach einzelnen Berufszweigen gesucht werden, aber dafür umso erfolgreicher. Für die "mittleren Fachkräfte" werden hier über 40 Angebote ausgewiesen - Litauisch-Kenntnisse allerdings vorausgesetzt, um diese einordnen und nutzen zu können. Auch Angebote für Verkäufern, Mechaniker , Physiker und Ingenieure finden sich hier. Auffällig auch, wie viele Lehrkräfte gesucht werden (für ein Gehalt von 430 Euro monatlich, Litauisch sprechend natürlich).
Für Wissenschaftler und für die Forschung gibt es noch "Eracareers": hier läuft die Suche komplett in Englisch, und einzelne Angebote werden auch für Litauen ausgewiesen - zum Beispiel in der Nukleartechnologie (sic!).

Auf den Webseiten der litauischen Arbeitsvermittlung (Lietuvos Darbo Birža) finden sich die aktuellen Statistiken zur Entwicklung des Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosigkeit liegt landesweit durchschnittlich bei 4,7% (April 2008); in Druskininkai mit 9,4% am höchsten, und in
Elektrėnai und Neringa mit 1,7% im niedrigsten. Als besorgniserregend wird der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit bezeichnet.

Und schließlich: interessant sind noch die Angaben zur Höhe des Kindergeldes in Litauen. Bei Geburt eines Kindes gibt es 310 Euro vom Staat. Und danach? (Zitat Arbeitsagentur): "
Danach gibt es ein monatliches Kindergeld. Familien mit einem oder zwei Kindern bekommen für jedes Kind bis zum dritten Geburtstag etwa 28 € und danach bis zum neunten Geburtstag 15 € Kindergeld. Für Familien mit mehr Kindern gibt es für jedes Kind bis zum dritten Geburtstag 41 € und danach bis zum 18. Geburtstag 15 €. Arbeitnehmerinnen haben vor dem Entbindungstermin 70 Kalendertage Mutterschaftsurlaub, danach 56 Kalendertage. In dieser Zeit wird ihr volles Gehalt vom staatlichen Sozialversicherungsfonds weitergezahlt. Allerdings müssen sie in den vorangegangenen zwölf Monaten mindestens drei Monate oder in den 24 Monaten zuvor insgesamt sechs Monate versichert gewesen sein."

Infodatei der Arbeitsagentur (PDF-Datei) "Arbeiten in Litauen"