19 Januar 2007

Schweinchenparade zu Weihnachten

Interessante Eindrücke aus Litauen sind in einem Bericht der "Allgemeinen Zeitung" in Bad Kreuznach nachzulesen. Karen Schewina (die auch das Foto unten gemacht hat) kommentierte für die heimatliche deutsche Lokalpresse litauische Weihnachts- und Neujahrsbräuche.Einen Weihnachtsmarkt haben die deutschen Augen dabei beim Besuch in Kaunas vergeblich gesucht, selber Plätzchen zu backen kam ihren litauischen Gastgebern eher erstaunlich vor - dafür aber wurden Verkaufsstände mit deutschem Glühwein gefunden, und die Dominanz englischer Weihnachtsmusik im litauischen Radio bemerkt.

"Weihnachten ist in Litauen ein wenig wie Karneval", erzählt Karen Schewina. Die 19-jährige Deutsche absolviert ein
Praktikum im Rahmen
des Europäischen Freiwilligendienst, kurz EFD. Ihre litauischen Arbeitskollegen haben sie offensichtlich mit dieser Verkleidung, als gemeinsamer Auftritt mit dem Weihnachtsmann, überrascht. Aber auch die Anmerkungen zu Essen und Trinken in Litauen geben vielleicht den einen oder anderen Hinweis an interessierte Deutsche, was sie in Litauen erwarten könnte. Kümmel im Brot, einheimische Milchprodukte, viel Rote Beete und "alles, was sich anbauen läßt" (Kartoffeln, Kohl, Karotten). Natürlich Cepeliniai ("Zeppelini"), die manchmal "wie ein Stein im Magen liegen" - aber Kartoffelklößchen mit Quarkfüllung oder Mayonaise zur Pizza, das waren offensichtlich eher die außergewöhnlichen kulinarischen Besonderheiten. Egal. ob abschreckend oder zum Nachmachen motivierend - es wird noch eine ganze Reihe solcher Berichte brauchen, um das gemeinsame Verständnis zwischen Litauern und Deutschen zu fördern.

08 Januar 2007

Europäische Kulturerziehung - auf Litauisch

Vilnius unternimmt derzeit vieles, um die eigenen Einwohner an den Status einer europäischen Kulturhauptstadt zu erinnern. Schließlich möchten sich die Litauer weltoffen und kulturfreundlich geben, und dazu wird wohl auch Akzeptanz für die sehr verschiedenen Arten kultureller Tätigkeiten benötigt. Kultur war und ist längst Alltag im Leben von Litauern - aber nun wird sie auch Teil von Werbekampagnen, Plakatserien, und bald wohl auch Konsumoffensiven.

Vorerst stellt sich Vilnius den Besuchern noch als Stadt mit vielen Brüchen und Verwerfungen dar. Das wird besonders deutlich in Šnipiškės, dem Stadtteil der alten privaten Holzwohnhäuser, und dem Baugrund für hochfliegende Geschäftsideen. Hier trifft noch mancher Lebensentwurf direkt aufeinander.

Nur wenige Schritte von den Hauseingängen der Menschen entfernt, die hier noch wohnen (und wohnen bleiben wollen?), hat im neuen Gebäude der Stadtverwaltung Vilnius die Stadtplanungsbehörde einer Kindergruppe Platz gelassen für eine Zukunftsvision. Allerdings: Das hier aufgestellte Modell wirkt eher so, als ob die zuständigen Betreuer die Gebäude vorgegeben haben, und ein paar ausgesuchte Kinder durften dann das Ganze ein wenig bunt anmalen. Gewagte Fantasien sind hier nicht zu finden - weder ein McDonalds, der die Stadt beherrscht (manche Kulturkritiker mögen diese Vision ja haben), noch Stadtviertel in traditioneller litauischer Volkssymbolik (eine nationalistische Vision?).

Vielleicht waren die Städtväter (oder -mütter) ja auch nicht wirklich davon überzeugt, dass Vilnius einfach so ins gesamteuropäische Bildungsideal passt. Wer ein Stück Klaviermusik hört, und anschließend entscheidet: "das kann nur Čiurlionis sein," oder wer einen Vytis aus dem Gedächtnis malen kann (na, liebe Europäer, was ist das?) - der muss sich noch nicht automatisch als Kultur- hochburg-geeignet qualifiziert haben.
Also, was tun?

Eine Aufklärungs- Kampagne muss her!
So wird also langsam aber sicher zunächst einmal das Stichwort "Kulturhauptstadt 2009" ins Stadtbild eingebracht. Zunächst einmal da, wo die staatlichen Institutionen uneingeschränkten Zugriff haben: bei den öffentlichen Einrichtungen. Nun fahren also alle neueren Busse mit einem entsprechenden Logo durch die Stadt, und am Straßenrand machen Plakatserien auf sich aufmerksam, die durchaus dopptelten Lerncharakter haben. Weltweit bekannte Kulturgrößen in litauischer Schreibweise: Bitte hängen lassen bis 2009, liebes Organisationskommittee!




09 Dezember 2006

Verbessern was gut ist

Wie kann die deutsch-litauische Zusammenarbeit wieder verbessert werden? Die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer von den Botschaften beider Länder und dem litauischen Außenministerium unterstützten Konferenz am 4.Dezember 2006 in Vilnius gingen vorsichtig miteinander um. "Litauen und Deutschland - neue alte Nachbarn" hieß das Motto. Eingeladen waren neben verschiedenen offiziellen Funktionsträgern der deutschen und litauischen Diplomatie auch Unternehmer, Vertreter von Stiftungen und Kultureinrichtungen, Wissenschaftler und in Partnerschaftsprojekten engagierte Bügerinnen und Bürger beider Länder.

Veranstalter war das "Litauisch-Deutsche Forum", dessen Gründung auf eine Anregung der Präsidenten beider Länder, Adamkus und Köhler, zurückgeht. Im September hatte sich der deutsche Zweig der neuen Organisation im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin vorgestellt.

Unterschiedliche Erwartungen?
Zeit genug blieb diesmal, Erwartungen und Wünsche auf litauischer Seite an eine Zusammenarbeit mit Deutschland zu hören. Allzu selbstverständlich ist dieses geg
enseitige Zuhören nicht: die meisten Litauer verbinden mit Deutschand nicht viel mehr als ein paar Schlagworte wie Schiller & Goethe, Helmut Kohl und Michael Schumacher, so stellten zur Konferenz vorgelegte Umfrageergebnisse fest. Es sei auch gar nicht so einfach gewesen, überhaupt genug geeignete Simultanübersetzer/innen für die Konferenz zu finden, so die Organisatoren.
Von litauischer Seite wurde deutlich, dass dort Aktivitäten eines "Litauisch-Deutschen Forums" vor allem als für die Unterstützung von staatlicher und politischer Seite geeignet ansieht. Da wirkte es nicht ganz glücklich, dass auf deutscher Seite zwei von drei Bundestagsabgeordneten ihre Teilnahme an der Konferenz kurzfristig absagten: Konferenzteilnehmer Gerd Höfer wurde so zum viel gefragten Gesprächspartner, da sein Kollege Henry Nitsche kurzfristig erkrankt war und Dr. Christel Happach-Kasan schlichtweg ihr Flugzeug verpaßt hatte.

Miteinander ins Gespräch kommen

Deutsche Teilnehmer waren - abgesehen vom Vorstand des in G
ründung befindlichen "Deutsch-Litauischen Forums" und abseits der eingeladenen Referent/innen - nur wenig vertreten. Dennoch galt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Verständnis aktueller Themen auszuloten, und das wurde in Form von drei Arbeitsgruppen versucht. Zumindest war es leicht möglich, einmal der litauischen Seite zuzuhören, wie die Erwartungen an eine Zusammenarbeit mit Deutschland aussehen.
Im Bereich Wirtschaft wurde klar, dass die zahlenmäßig starke Arbeitsemigration von Litauern ins Ausland im eigenen Land weiterhin stark diskutiert wird. Sind dies nur experimentierfreudige junge Leute, die nach einiger Zeit zurückkommen, oder muss Litauen mit einer längerfristigen Auswandererwelle rechnen? Im Vergleich sind litauische Löhne mit denjenigen anderer EU-Länder, die ihre Arbeitsmärkte für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten geöffnet, nicht konkurrenzfähig. Gleichzeitig steht spätestens mit einer erneuten Erweiterung der EU ein Zustrom von arbeitssuchenden Menschen aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder der Ukraine bevor. Da ist es wohl schon als Fortschritt zu sehen, wenn deutsche Geschäftspartner solche Perpektiven in Litauen überhaupt wahrnehmen, und längerfristig ihre ökonomischen Strategien so aufbauen, dass auch der litauische Partner seine Stellung im eigenen Lande stärken kann.

Bunte Kulturprojekte
Hartmut Holzapfel, als Kultusminister 1994 Unterzeichner der hessisch-litauischen Vereinbarung zur Zusammenarbeit und heute Landtagsabgeordneter in Hessen, fasste als Berichterstatter aus dem Arbeitskreis Kultur verschiedene Ideen für die zukünftige Arbeit des Deutsch-Litauischen Forums zusammen. Eine der Perspektiven ist ja bereits allgemein bekannt: 2009 wird Vilnius Europäische Kulturhauptstadt sein. Also könnte eine der Zielsetzungen sein, Litauen und seine Hauptstadt auch in Deutschland bekannter zu machen. Aber auch Konferenzen von Studierenden, litauische Sonntagsschulen, und bildungspolitische Initiativen wurden als Themen für Aktivitäten benannt. Auch die Zukunft der Baltistik an deutschen Hochschulen wurde bereits diskutiert.

Zwischen Vilnius, Brüssel und Berlin
Politische Interessen offen zu diskutieren, fiel da deutlich schwerer. Von litauischer Seite wurden wiederholt große Erwartungen an die Große Koalition zwischen CDU und SPD formuliert, was offensichtlich vor allem auf einer Überschätzung der Machtposition einer konservativen Kanzlerin beruhte. Träume von einer neuen "konservativ-liberalen Bewegung" waren ja schon durch die Abwesenheit eines Teils der Bundestagsabgeordneten der entsprechenden deutschen Parteien konterkariert. Hoffnungen, dass Europa im Sinne Litauens auch einmal "mit einer Stimme sprechen" könne (und solle), richtete die litauische Seite vor allem auf den Bereich der Energiepolitik (im Sinne des litauischen Wunsches einer Wiederbelebung der Atomenergie).
Aber Andreas von Below (für die Adenauer-Stiftung) sowie Werner Jostmeier (für die CDU in NRW) machten deutlich, dass zum Thema eines EU-Beitritts der Türkei zumindest die CDU in Deutschland eine andere Position vertrete als die litauische Regierung.
Mehr Einigkeit bestand da schon in Fragen der Zusammenarbeit der Länder an der zukünftigen EU-Ostgrenze, und auch gegenüber dem litauischen Wunsch nach mehr Sensibilität für litauische Belange gegenüber Russland herrschte großes Verständnis.

Gründungsprozess abgeschlossen?
Mit dieser ersten gemeinsamen Veranstaltung des deutschen und litauischen Teils des Deutsch-Litauischen Forums könnte der Gründungsprozeß der neuen Vereinigung als fast abgeschlossen angesehen werden. Einzig die wirklich aktive Einbeziehung von Aktiven aus den vielen privaten deutsch-litauischen Projekten steht erst am Anfang. Auf litauischer Seite zeigten bisher eher Diplomaten, Beamte und Unternehmer Interesse an den litauisch-deutschen Kontakten, und auf deutscher Seite steht die erste Mitgliederversammlung erst noch bevor.

13 November 2006

Sportliche Studentin

Von einer engagierten Sportstudentin aus Litauen berichtete jetzt die "Allgemeine Zeitung" der Region Mainz. Rasa Sasnauskaite trainiert seit ein paar Monaten den sportlichen Nachwuchs der "Kasteler Ruder- und Kanugesellschaft". 10 Jahre nach Ende einer eigenen Laufbahn als Kanutin versucht sie jetzt Kinder und Jugendliche für diesen Sport zu begeistern.

Was die deutsche Regionalzeitung an der sportlichen Litauerin begeistert, ist aber offensichtlich deren Vielseitigkeit: Studentin der Sprachwissenschaft, Betriebswirtschaft und Informatik, spricht sie sieben Sprachen.
Interessant auch die zitierte Bemerkung, sie haben in 13 Jahren Deutschlandaufenhalt (anfangs als Au-pair-Mädchen) - abgesehen von der Ausländerbehörde - hier noch nie schlechte Erfahrungen gemacht.

Na dann: weiter so, und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Kontaktadresse Kanuabteilung Kastel hier.

09 November 2006

Einig beim Bier: Litauen, Deutschland, Lettland und Tschechien

Ganz genau beobachtet haben die (biertrinkenden?) und europafreundlichen Redakteure der WELT die Diskussionen der Finanzminister der Europäischen Union. "Heldenhaft" hätte sich dort die Fachminister aus Deutschland, Tschechien, Litauen und Lettland gemeinsam gegen eine Erhöhung der Biersteuer gewehrt, berichtet die WELT (und findet Widerhall in den FINANZNACHRICHTEN). "Da verschwinden Ländergrenzen", jubelt das Hamburger Nachrichtenblatt. Worum geht es? Kommen jetzt vielleicht Städtepartnerschaften zwischen Cesis, Warstein, Pilsen und Birzai? (Foto: DIE WELT)

Nein, die "Bierhauptstädte" der beteiligten Staaten werden den Finanzministern eventuell nicht einmal bekannt gewesen sein. Aber dem Druck der EU-Kommission, die Steuererhebungen in den EU-Ländern anzugleichen, konnte vorerst standgehalten werden. "Bier wird in Deutschland nicht als Alkohol, sondern als Nahrungsmittel angesehen", so soll Finanzminister Steinbrück argumentiert haben.

In Deutschland hätte sich der Bierpreis bei einer Steuerangleichung jedoch lediglich um einen Cent (in Zahlen = 1) pro halber Liter erhöht, wenn die Minister dem Vorschlag der EU-Kommission gefolgt wären. So aber kann nicht nur in Litauen und Deutschland in Ruhe weitergetrunken werden. Leider ist nicht überliefert, wieviel der bayrische Vorsitzende der CSU-Europagruppe, Markus Ferber, bereits getrunken hatte, als er den Vorgang wiefolgt kommentierte: "Die Vernunft hat die Oberhand behalten."

08 November 2006

Adamkus in Bern - auf dem richtigen Weg?

Der litauische Präsident Valdas Adamkus ist zu einem Besuch in der Schweizer Haupstadt Bern eintroffen. Positive Grundstimmung erzeugt dabei sicherlich dias weiter ansteigende Handelsvolumen zwischen der Schweiz und Litauen - Schweizer Medienberichten zufolge beliefen sich der Wert der Schweizer Warenausfuhren und Dienstleistungen nach Litauen auf 106,9 Millionen Franken, die Einfuhren auf 49,3 Millionen Franken. Die Bilanz ist also aus litauischer Sicht negativ - Grund genug, daran etwas verbessern zu wollen. Interessanterweise war in Bern auch die Energiepolitik Thema - allerdings ohne "heiße Eisen" wirklich öffentlich zu erwähnen. (Foto: Keystone)

Werbung um gegenseitiges Vertrauen
Adamkus ist gegenwärtig (Umfragen zufolge) der glaubwürdigste litauischer Politiker - so sehen es seine Landsleute. Wenn litauische Medien über den Besuch in der Schweiz berichten, werden sie das Wort "Kohäsionsfonds" übersetzen müssen.
Die Neue Züricher Zeitung (NZZ) erklärte es in einem Beitrag vom 8.11. ihren Leser/innen so: "„Osteuropa boomt, jedenfalls was die Wachstumszahlen angeht. Das durchschnittliche Wachstum in den neuen EU-Ländern zwischen 1996 und 2005 übertraf mit 4,4 Prozent bei weitem jenes der Schweiz von 1,5 Prozent.“ Aha, daher könnte also auch ein Kontakt mit Litauen interessant sein. Die meisten „Hilfegelder“ (EU-Anpassungshilfen, Strukturhilfen) haben ja seit dem EU-Beitritt Litauens 2004 eine ganz andere Grundvoraussetzung: sie liefen entweder aus, oder müssen neu konzeptioniert werden.

Am 26.November 2006 wird in der Schweiz abgestimmt. Die frühere „Osthilfe“ soll wieder aufgenommen werden – lesen wir noch einmal in der NZZ nach: „Das Gesetz ist Rechtsgrundlage für die klassische Osthilfe in den Staaten Südosteuropas und gewisser Länder der ehemaligen Sowjetunion, aber auch für Kohäsionsbeiträge zum Abbau der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU. Für Letzteres sollen bezogen auf einen Zeitraum von fünf Jahren Beiträge im Umfang von insgesamt einer Milliarde Franken an die zehn neuen EU-Länder ausgerichtet werden. Die Auszahlung wird sich über zehn Jahre hinweg erstrecken. Diese sogenannte Kohäsionsmilliarde ist für die Gegner des Gesetzes der Stein des Anstosses.“Valdas Adamkus wird nun mit Worten des Lobes für die Schweizer „Großzügigkeit“ zitiert – nicht ohne die Nebenbemerkung, dass selbstverständlich auch bei einem Schweizer „nein“ bei der Volksabstimmung die Beziehungen beider Ländern unbeeinträchtigt blieben. Aber: für einen Einstieg des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz in den litauischen Markt wäre es doch zumindest für die Geschäftswelt von großem Vorteil.


Wofür wird das Geld verwendet?
 

Schweizer Medien zitieren durchweg die Aussage des Schjweizer Bundespräsidenten Moritz Leuenberger, der die in Aussicht stehenden 71 Millionen SFr in Litauen zur technischen Nachbesserung litauischer Heizkraftwerke verwendet sehen will. Doch wird nicht Litauen selbst entscheiden, wofür das Geld verwendet wird?In Litauen steht energiepolitisch gegenwärtig ganz klar die Frage im Vordergrund, ob nach Schließung des technisch veralteten AKWs bei Ignalina erneut ein Atommeiler gebaut werden soll. Diese Schließung war einmal von der EU benannte Bedingung für den EU-Beitritt Litauens - und viele Millionen Euro flossen dafür aus Brüssel.
Erst kürzlich einigten sich aber die drei Präsidenten Adamkus (Litauen), Vike-Freiberga (Lettland) und Ilves (Estland) auf eine gemeinsame Erklärung, in der ein Bau eines neuen AKWs von allen drei Staaten befürwortet wird (siehe Berichte
Deutschlandradio, Baltic Times, u.a.). In Lettland stimmte in dieser Woche erstmals eine Grüne Partei in Europa einer Regierungserklärung zu, in der ebenfalls ein AKW-Neubau geplant wird (auch damit ist ein AKW in Litauen gemeint). Und was wird da ein litauischer Präsident in der Schweiz verhandeln wollen, wenn es um Energiepolitik geht?Greenpeace Schweiz sieht auch die Perspektiven Schweizerischer Energiepolitik für noch nicht gesichert an - die Entwicklung erneuerbarer Energien müsse ganz klar Vorrang haben, so Greenpeace. Vielleicht setzen die Schweizer aber auch eher auf Versprechungen der Internationalen Energieagentur IEA, die einen Ausbau der Atomkraft fordert - das gefiel der Schweizer Atomlobby gar nicht. Ein "Forum Energieperspektiven" in der Schweiz forderte kürzlich einen ganz klaren Vorrang für erneuerbare Energien für die Schweiz.
Soviel werden sich die Schweizer also noch überlegen müssen. "Osthilfe" ja, aber wofür? Und wird die Öffentlichkeit, wenn überhaupt informiert wird, tatsächlich über die Hintergründe der Wirtschaftsinteressen informiert, die eigentlich das Geschehen dominieren? Vielleicht werden ja längst Schweizer Bankgarantien für die litauischen strahlenden Bautvorhaben verhandelt?

 Presseberichte dazu:
Nachrichten.ch
Zentralschweiz online
Schweizer Fernsehen
Basler Zeitung
Der Bund
Swiss Txt

Kommentare der NZZ zur geplanten Schweizer "Osthilfe":
"Osthilfe ist eine gute Investition"
"Chancen im wachsenden Europa sichern"

02 November 2006

Leben aus der Portokasse?

Nachdem die großen Banken Westeuropas sich in den vergangenen Jahren, nach langem Zögern, Partner in den baltischen Staaten gesichert haben, wird inzwischen auch versucht, potentielle Kunden mit Informationen über diese Länder zu versorgen. Zudem gibt es ja auch Unternehmer, die sich im Rahmen von Privatisierungen oder Geschäftsteilhaben ein Standbein zum Beispiel in Litauen sichern. Auch die Österreichische Landesbank (OeNB) versorgt ihre Kunden inzwischen mit Zahlen und Fakten über Litauen und stellt fest: Litauen ist dasjenige EU-Mitgliedsland, in dem die Einwohner am wenigsten Spareinkommen zur privaten Verfügung haben.

Die Landesbank stellt in einer Presseerklärung vom 16.10.2006 gleichzeitig heraus, dass Österreich in einigen Ländern Osteuropas inzwischen sogar auf Platz 1 der Direktinvestitionen gelandet ist: in Bosnien, Kroatien, Bulgarien und Slowenien. In Litauen liegt Österreich auf dieser Liste auf Platz 9. Interessant sind auch die Angaben zur Rendite dieser Investitionen: hier liegen mit der höchsten Rendite die Investitionen in Ländern wie Irland und Island vorn. Estland folgt auf Platz 4, Litauen auf Platz 7, Lettland erst auf Platz 9. In der österreichischen Presse (Kurier, Neues Volksblatt, Networld.at, Salzburger Nachrichten) wird ein weiterer Ländervergleich der OeNB zur "verfügbaren Volksvermögen" zitiert. Für die Medien Österreichs scheinen dabei zwar andere Schlagzeilen Vorrang zu haben ("Dänen sind doppelt so reich wie Österreicher"), aber Litauen taucht in dieser Statistik als dasjenige Land auf, das mit nur statistisch 3110 Euro pro Kopf an verfügbarem Geldvermögen in Europa an letzter Stelle liegt. Jedem Niederländer stehen dagegen im statistischen Mittel 93.415 Euro zur Verfügung, jedem Dänen noch 90.580 Euro und jedem Briten 88.573 Euro. In den Niederlanden macht das Geldvermögen insgesamt fast das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus. Alles Geldvermögen zusammengerechnet, kommt Litauen nur auf 11 Milliarden Euro und ist auch hier europäisches Schlußlicht.

01 November 2006

Litauen eröffnet Studienzentrum mit Fokus auf östliche EU-Nachbarländer

"Dies ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Kooperation innerhalb der Europäischen Union, und der akademischen Welt mit unserem Ministerium", - das sagte Žygimantas Pavilionis als Vertreter des litauischen Aussenministeriums anlässlich der Eröffnung des "Eastern Europe Studies Centre (EESC)" am 27.Oktober 2006 in Vilnius. Das EESC wurde vom Institut für internationale Beziehungen und politische Wissenschaften an der Universität Vilnius und dem litauischen Aussenministerium gegründet und soll laut Angaben der Betreiber den Status einer "Nichtregierungsorgansation" haben. Auch das finnische "Institut für internationale Beziehungen" (UPI) ist an dem Projekt beteiligt.

Die neue Einrichtung lenkt den Fokus der wissenschaftliche Arbeit von Litauen aus weiter nach Osten: nach Moldawien, Weißrussland, die Ukraine, und dem südlichen Kaukasus. Die Unterstützung für demokratische und zivilgesellschaftliche Aktivitäten ist dabei ausdrücklich Thema und Ziel der geplanten Aktivitäten - auch von Seiten der Europäischen Union oder auch den Gremien des Ostseerats war zuletzt mehrfach die Priorität für Weißrussland unterstrichen worden. Litauen hatte sich in der jüngsten Vergangenheit bereits mehrfach besonders für demokratische Initiativen in Weißrussland eingesetzt, unter anderem durch Unterstützung für Studierende aus Weißrussland.

Den Worten der neuen EESC-Direktorin Kristina Vaičiūnaitė zufolge sollen Analysen zur Situation in den östlichen Nachbarstaaten der EU sowie ein Angebot an Trainingsmaßnahmen zu den zukünftigen Stärken des EESC zählen. Für Interessierte hier die Adressanschrift:

Eastern Europe Studies Centre

D.Poškos str. 59,
LT-08114 Vilnius, Lithuania
Tel. (370 5) 270 59 93
Fax. (370 5) 273 69 53
info@eesc.lt

28 Oktober 2006

Erneute Großproduktion im Filmland Litauen

Wieder hat es Litauen geschafft, die Produktion eines größeren Filmprojekts ins Land zu holen. Nach Robin Hood, Störtebecker, und "Flucht und Vertreibung" (letzteres noch im Entstehen) jetzt also: Krieg und Frieden.

Verschiedene Pressemeldungen geben Einzelheiten wieder. 26 Millionen Euro soll die Produktion insgesamt kosten, meldet Newsflex (siehe auch: TV-Wunschliste). SAT+Kabel bezeichnet die Kosten als "Rekordbudget". "Markenpost" berichtet von "aufwändigster Ausstattung" und "Tausende historische Kostüme" und sieht dementsprechend ein aussergewöhnliches Fernsehereignis voraus. Filmnews.at zitiert den Direktor der Litauischen Filmstudios (LFS), Ramunas Skikas, der diese Produktion als das teuerste und aufwändigste jemals in Litauen realisierte Filmprojekt bezeichnet.
Unter der Leitung der Münchner Firma EOS (Jan Mojto) entsteht eine deutsch - französisch - litauisch - italienisch - russisch - englische Koproduktion des Klassikers der Weltliteratur (Leo Tolstoi). Auch das ZDF ist beteiligt, und ausser in Litauen wird auch noch in St.Petersburg gedreht. In Litauen entstehen unter anderem die Szenen für die großen Schlachten von Austerlitz (1805) und Borodino (1812). Die staatliche russische Nachrichtenagentur Nowosti meldet, es sei nicht leicht gewesen, die russischen Partner davon zu überzeugen, dass die Produktion in Englisch gedreht wird.

Es gab ja schon mal eine US-Fassung (King Vidor, 1956, Oscar-Nominierung), und eine russische Produktion (Sergej Bondartschuk, 1968, Oscar-Preisträger).
Bei der Neufassung führt Robert Dornheim Regie, und als Schauspieler machen unter anderem Alexander Beyer ("Good bye, Lenin") und Hannelore Elsner mit.
Der fertige Film wird voraussichtlich im Herbst 2007 im ZDF zu sehen sein (voraussichtlich in vier Teilen). Auch ORF, RAI und weitere europäische Fernsehanstalten sollen an der Produktion beteiligt sein.

Weitere Infos zum Projekt bei EOS Entertainment - von dort stammt auch die obige Vorab-Illustrierung des Filmes..

25 Oktober 2006

Schweizer Blogging aus Litauen

Erlebnisse in Litauen beschreibt seit einigen Wochen der Schweizer Student Markus Moning. In seinem MONING BLOG können viele detailreiche Schilderungen nachgelesen werden. Hier einige Auszüge (Fotos: Markus Moning). Übrigens: Markus ist ein ISM-Student (International School of Management).

Ankunft mit unterschiedlichen Eindrücken
Erster Eindruck: flach. So beschreibt es Student Markus Moning seine Anreise nach Litauen am 1.September. Aber auch: viel Wald, viel Grün. Erster Schreck: Litauische Autofahrer. "An das Steuer eines Autos werde ich mich hier kaum wagen," schreibt Markus. "Die litauischen Fahrer benehmen sich, als ob sie jemand töten wollten," meint ein litauischer Bekannter. Dessen Freundin ergänzt: "Und wenn sie nicht ganz so schnell fahren, dann sind sie betrunken."

Wohnung einrichten - langwierig. Litauisch bowlen gehen - sehr geil!
Einen guten Handwerker in Vilnius zu bekommen - da muss man schon mal ein halbes Jahr warten, lernt Markus. Allzu gut beschäftigt sind die Fachleute bei all den laufenden anderen Bauprojekten. Allerdings eignen sich unfertige Wohnungen gut zum Party-Feiern, meint der Schweizer. Mehr interessiert Markus aber die Geschichte einer Litauerin über den 10-Litas Geldschein: angeblich weltweit beliebt, weil der einzige Geldschein, auf dem zwei Männer abgebildet sind ...
Ansonsten registriert Markus viel Katholisches: fünf Brautpaare und sieben Stretch-Limousinen eines Samstags in Kaunas. Das Sprichwort "wenn zwei Bräute sich begegnen - das bringt Unglück" - das könne ja wohl in Litauen nicht stimmen, schlußfolgert Markus.

Als es einmal heftig regnet, kommt Stimmung auf "wie Noah vor der Sinnflut".
Warum nur finden sich in Litauen keine Gullys auf den Straßen? "Ganzkörper-Regenschutz" ist seine Empfehlung, zumindest für Fussgänger.
Abends geht es auf die Bowlingbahn in Kaunas. "Sehr geil" berichtet Markus. Kulinarisch schreckt er offensichtlich vor nichts zurück: Schweineohren mit Speck, Thunfischpizza (Markus' Urteil: Pizza-Dichte in Litauen höher als in Italien!), Bier mit Salz, Pilzcremesuppe - offensichtlich neigt die studentische Gesellschaft zum Experimentieren. Nur Cepeliniai liegen ziemlich schwer im Magen ...

Preise manchmal wie in der Schweiz - Musikgeschmack: uncool.
Im 22.Stock des Hotel Vilnius - in der Sky Bar - kostet alles doppelt so viel wie sonst in üblich - also soviel wie in der Schweiz,
stellt Blogger Markus fest. Der Eingangsbereich beim Fernsehturm in Vilnius dagegen erinnert ihn eher an "eine Sowjet-Zentrale in einem älteren James-Bond-Film".
Auch den Musikgeschmack der Litauer findet Markus ziemlich von gestern: "gecoverte Liebeslieder", registriert er relativ emotionslos. Aber: "
Ich kenne niemanden in der Schweiz, der bei „Cotton-Eye Joe“ in Ekstase gerät und wild über den Parkettboden flizzt", meint Markus.

Auch sonst lässt sich Student Markus wenig von "litauischen Highlights" beeindrucken: "
Rumšiškės selber ist nicht sonderlich spektakulär, ich verschone euch mit Details, Häuser, traditionelle Kostüme, eine Windmühle und ein Restaurant, in dem es mehr als eine Stunde dauert, um eine Omelette zu kriegen." Soviel zum litauischen Freilichtmuseum, ein "Muss" in jedem Reiseführer.
Ein "Location-Test" in Kaunas bringt das "BlueOrange" als absolut angesagte Bar hervor. Aber Markus findet erneut Gründe für eingeschränktes Vergnügen: "notgedrungen" setzt er sich an einen Tisch mit Litauern, die er für "generell ziemlich geschwätzig" hält (und die Schweizer gelten als ziemlich langsam, oder, Markus?). Jedenfalls lernt der Schweizer Markus vom Litauer Ewaldas über dessen Studentenjahre in Avignon. "Er wusste zwar nicht wo St. Gallen liegt, kennt aber Vaduz - Fussball fördert Geographie-Kenntnisse", so Moning. Und dann noch: "Ewaldas lancierte einen grossen Monolog über die sprachlichen Unterschiede der drei baltischen Staaten (für die die’s nicht wissen: Litauen, Lettland und Estland) und über slowakische Wintersportorte, leider kann ich mich jedoch nicht mehr an alle Details erinnern. Ein kurzweiliger Abend."

Was lernt Markus sonst noch in Litauen? Dass Sehenswürdigkeiten manchmal nicht ausgeschildert sind, dass Busfahren nach Birštonas manchmal kompliziert sein kann, dass man besser nicht mit litauischen Studenten Schlittschuhlaufen geht, und dass Eltern von litauischen ISM-Studenten sich auch schon ganz schön luxuriöse Wohnanlagen leisten.
Dies und manches mehr vielleicht demnächst im Moning-Blog ...

Mehr von Markus Monings Fotos aus Litauen findet sich übrigens hier

STERN: Krank werden in Litauen?

Alle deutschen Urlauber, die dieses Jahr wieder einmal einen schönen Sommer in Litauen genießen konnten - oder dies in naher Zukunft vorhaben - werden vielleicht angesichts einer Meldung des STERN vom 31.8.06 etwas aufgeschreckt sein: Ganze Reisegruppen kehrten krank aus Litauen zurück? Kann denn das wahr sein?

Grob ungenau
Na ja, Osteuropa - so mag vielleicht mancher gedacht haben, der sich noch vom angeblich schlechten Image der Regionen östlich von Berlin abgeschreckt fühlt. Wer schaut da schon genau hin?
Übernommen hatte der STERN aber nur eine Kurzform eines Berichts der DEUTSCHEN ÄRTZEZEITUNG - immerhin mit dem gleichen Datum (STERN-Reporter arbeiten schnell!). Fachlich stand hier zunächst einmal etwas ganz anderes im Mittelpunkt der Original-Berichterstattung: die logistische Methodik einer Rückführung von 57 erkrankten Deutschen in die Heimat. Erkrankt waren die Reisegruppen aus Hamburg und Dresden aber bereits bei ihrem Aufenthalt in Russland - nur die Auswirkungen machten sich erst nach der Weiterreise nach Litauen bemerkbar. "Grünlich verfärbte Eier" habe man gegessen - angeblich nach Aufforderung, sich den "Gegebenheiten des Gastlandes" anzupassen (den Teller leer zu essen!).

Logistische Aufgabe - für die Ärzte
Die zwei in Russland erkrankte Reisegruppen mussten dann aus Litauen zurück nach Deutschland transportiert werden. Die einen waren inzwischen in Vilnius, die anderen in Klaipeda angekommen, als die Krankheitssymptome auftraten. Die Suche nach einem Transportflugzeug sei schwierig gewesen, berichtet die ärztliche Leiterin Dr. Christine Wehrhahn in der ÄRZTEZEITUNG. "Mit 120 Windeln und 80 Inkontinenzeinlagen zurück in die Heimat", so lautet dort die Überschrift, verbunden mit der Nebenbemerkung, dass auch die Stewardessen im Flugzeug OP-Kleidung und Handschuhe tragen mussten.

Was lernen wir daraus?
Erstens: beim STERN muss man genauer hinschauen - die Krankheitsursachen lagen keineswegs in Litauen.
Zweitens: Leider werden nur die medizinischen Hintergründe dieser Geschichte in der Presse herausgestellt. Zitiert werden bei der ganzen Geschichte nur die Ärzte, nicht aber die für die Reise und die Betreuung Verantwortlichen. In der ÄRTZEZEITUNG liest es sich so:
"Eine Empfehlung lautete, den Teller immer leer zu essen, da sich die meisten Einheimischen und auch das Hotelpersonal weder eine Übernachtung, geschweige denn ein Essen im Hotel leisten könnten. An diese Empfehlung hielt sich die Gruppe dann auch."

Glückwunsch, wer solche Reiseleiter hat! Und das gilt dann auch für Litauen: Trau, schau wem!

26 September 2006

Deutsch-Litauisches Forum stellt sich vor

Rückblick auf 15 Jahre erneuerte diplomatische Beziehungen
Der Tag begann mit einem Rückblick. Geladen ins Besucherzentrum des Auswärtigen Amts in Berlin waren am 22.September Bundesaußenminister a.D. Genscher,
Minsterpräsident a.D. Mart Laar, der ehemalige lettische Botschafter in Deutschland und gegenwärtige Richter am Europäischen Gerichtshof Egils Levits, und der litauische Historiker Dr. Alvydas Nikzentaitis.
"Schauen Sie doch mal nach, welcher andere westeuropäische Außenminister vor mir im Herbst 1991 die baltischen Staaten besucht hat", forderte Genscher die Diskussionsteilnehmer auf und war dabei bemüht zu betonen, dass bei der damaligen Bundesregierung überhaupt kein Zweifel bestanden habe im Hinblick auf die Anerkennung der Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens.

Gemeinsamer Auftritt
Aus heutiger Sicht streiten Esten, Letten oder Litauer nicht mehr um Nuancen der Geschichte. Der Nutzen gemeinsamer Veranstaltungen hat sich offenbar herumgesprochen, denn so nebeneinander gestellt wirken estnische, lettische und litauische Stellungnahmen in ihrer Einigkeit überzeugend. Dank des gleichzeitig stattfindenden Bertelsmann-Forums konnten im Verlauf des weiteren Tages auch zwei der heutigen Ministerpräsidenten begrüßt werden: Gediminas Kirkilas aus Litauen und Aigars Kalvitis aus Lettland. Vielleicht hatte ja nur die gleichzeitig stattfindende Präsidentschaftswahl in Estland den estnischen Kollegen in der Heimat zurückgehalten.
Vom "Rand" nach Berlin-Mitte
Als "Randstaaten" bezeichnet die im Lichthof des Auswärtigen Amts noch bis zum 6.Oktober zu besichtigende gemeinsame Ausstellung die baltischen Staaten.
"Egal," - wird da vielleicht mancher denken, - Hauptsache nicht wieder das alte Klischee des 'Baltikums'! Denn der Begriff "Randstaaten" soll sich ja auf die Vergangenheit beziehen - aber ändert der Status "Partner in Europa" etwas an der geographischen Lage? Ob da jemand die Annahme einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Russland gleich mit hineingelegt hat? Na ja, die deutsche Sichtweise - mögen da vielleicht wieder die Balten denken. Hauptsache, die Sichtweise einer Entwicklung zum Positiven ist allen gemeinsam.

Schwerpunkt des Tages war aber aus litauischer Sicht sicherlich eine weitere Veranstaltung am Abend desselben Tages. Vorgestellt wurde in den Räumlichkeiten der litauischen Botschaft in Berlin das "Deutsch-Litauische Forum", ein in Gründung befindlicher Verein, der mit einem litauischen und einem deutschen Zweig in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Litauen und Deutschland optimieren helfen s
oll. Gegründet auf Anregung der beiden Staatspräsidenten Valdas Adamkus und Horst Köhler, betreiben Gründungsmitglieder und Vorstand gegenwärtig die Registrierung des Vereins, damit die Grundlage zur Aufnahme weiterer Mitglieder gelegt ist. Etwa 100 Gäste bekundeten mehrheitlich ihren Willen zur Zusammenarbeit oder auch Mitgliedschaft in dem neuen Verein.
Dr. Joachim Tauber (Foto rechts), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nordost-Institut in Lüneburg, stellte seitens des Vorstandes den gegenwärtigen Stand der Diskussion um die zukünftigen Vereinsaktivitäten vor.

Deutsch-Litauische Ehrungen

Anschließend kam noch einmal Ministerpräsident Kirkilas zu Besuch, vor allem um einigen um die Zusammenarbeit Deutschlands mit Litauen verdiente Persönlichkeiten mit litauischen Verdienstorden auszuzeichnen. Unter den Geehrten waren u.a. der Präsident des Europäischen Parlaments a.D. Klaus Haensch, der Europaparlamentarier und Präsident der Europa-Union Deutschland Elmar Brok, und der Staatsminister im Auswärtigen Amt Gernot Erler (Foto links).

08 September 2006

Mulmig nach Litauen

Von Bretzenheim in Rheinland-Pfalz nach Kaunas in Litauen - aus deutscher Perspektive scheint dies immer noch eher eine Abenteuerreise zu sein. Die 19-jährige Karin Schewina will es ausprobieren, und hat sich dafür gleich erstmal die Unterstützung ihrer Heimatzeitung gesichert.

"Ein bischen mulmig ist mir schon," vertraute die Abiturientin der Allgemeinen Zeitung Bad Kreuznach an. Zehn Monate lang will Schewina im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes bei einer Einrichtung der Caritas in Kaunas Dienst tun. Das dortige "Haus der Generationen", 1996 gegründet,
besteht aus einer Kindertagesstätte, einem Frauenhaus und einem Wohnheim für ältere Menschen. Keine unbekannte Einrichtung in Litauen: Freiwillige sind dort häufiger eingesetzt, Arbeitspläne können Interessierte bereits im Internet einsehen. "Unsere Organisation ist offen für alle, die Kinder lieben und gerne auch mit älteren Menschen arbeiten," so die Betreiber.

Wer im Rahmen des EU-Förderprogramms "Jugend" an Austauschmaßnahmen teilnimmt, hat offensichtlich eine große Zahl sehr verschiedenartiger Projekte zur Auswahl - so weist es auch die Projektliste 2005-2006 aus. Aber Litauen? In der Umgebung ihres Heimatortes wohl doch ein so ungewöhnlicher Arbeitsort, dass Karin Schewina eine Kolumne in ihrer Heimatzeitung angeboten bekam. "Litauisch ist eine alte Sprache, ist komplex aufgebaut und klingt für deutsche Ohren ziemlich fremd," ist da am 7.9. zu lesen. Der Herbst in Litauen wird dort als "kühl und regnerisch" vorhergesagt, und für den Winter Temperaturen von bis zu minus 25 Grad angedroht.

Vielleicht sollte Karina sich ja mal die Bloggerseite des Holländers Richt Benedictus anschauen, der 2005 in Kaunas war, offensichtlich auch bei derselben Einrichtung.
Jedenfalls dürfen wir gespannt sein, was demnächst noch alles so aus Kaunas an Berichten geschrieben wird ...

03 September 2006

Und nicht nur unter dem Korb ...

Ja, ein schwacher Ballak im Fußball reicht immer noch zu einem Sieg über die Iren. Aber ein Nowitzki allein reicht eben nicht für eine junge litauische Mannschaft: 77-62 für Rot-Grün-Gelb. Damit ist Litauen WM-Siebter, Deutschland Achter.

"Lietuviai Neapolyje iškovojo istorines lygiąsias" - schreiben litauische Sportfans begeistert im Internet. Was ist passiert? Die Begeisterung ist schnell umgeschwenkt, Nowitzki nur noch Nebensache. Das litauische Fußball-Nationalteam erreichte im ersten Spiel der Qualifikation zur EM 2008 gleich ein 1-1 Unentschieden gegen den Weltmeister Italien (auswärts in Neapel!).

Vielleicht wird Litauen ja noch zum fussballerischen Schrecken der WM-Teilnehmer in Deutschland? Auch Polen hatte in diesem Jahr gegen Litauen schon das Nachsehen (siehe Spielbericht). "Wir müssen so in das Spiel gehen, als ob Litauen Weltmeister wäre, nicht wir," wurde Italiens Trainer Donadoni in der Presse vor dem Litauen-Spiel zitiert. Na, offenbar kann man sich an dieses ehrenhafte Perspektive ausgezeichnet gewöhnen! Für Weltmeister Italien ist es eine Blamage, da ist sich sicher nicht nur die deutschsprachige Presse einig (siehe z.B. Financial Times, ARD).

26 August 2006

Lietuva - siegreich unter dem Korb ...

Als die litauische Basketball-Nationalmannschaft zum Auftakt der Weltmeisterschaften 2006 in Japan gleich die ersten beiden Spiele verlor (gegen Griechenland nach Verlängerung, gegen die Türkei mit zwei Punkten), dachten manche vielleicht schon an einen Niedergang des litauischen Basketballs. Auch die estnischen und lettischen Nachbarn mögen vielleicht ein wenig die Daumen gedrückt haben - beide Länder sind diesmal bei der WM nicht dabei, die Basketball-Begeisterung ist aber gleichermaßen weit verbreitet.

Doch die litauische Männermannschaft gab sich kämpferisch: seit den ersten beiden Spielen ging kein weiteres mehr verloren. Und dann wurde in einem äußerst spannenden Achtelfinalspiel Italien mit 71:68 geschlagen. Dramatik pur: beide Teams vergaben insgesamt neun (!) Freiwürfe, als nur noch 7 Sekunden auf der Uhr waren. Fünfmal Fehlschüsse davon nahmen die Italiener auf ihr Konto und ermöglichten damit den litauischen Sieg. "Ein siegreicher Nervenkrieg" titeln litauische Medien. Beste Spieler auf Seiten der Litauer waren Arvydas Macijauskas und Darjus Lavrinovic.

Nun wächst in
Litauen wieder die Zuversicht. Kann dieses Team unter Nationaltrainer Antanas Sireika wieder Ähnliches erreichen wie am 14.September 2003, als Litauen Basketball-Europameister wurde? "Die Litauer geben dem Fußball einen Korb", so titelte das ZDF damals. Wohl eine noch sehr harmlose Beschreibung für die Jubelszenen, die sich auf allen Straßen nicht nur in der Hauptstadt Vilnius abspielten.

Bei Olympia 2004 in Athen blieb Litauen sechs Spiele unbesiegt und schlug sogar das "Dreamteam" der USA - um dann an Italien zu scheitern. Klar also, dass der heutige Spielausgang eine Genugtuung war (siehe Bericht auf der Seite der LKL). jetzt kann es frisch drauflos weitergehen - der zweifache Weltmeister Serbien/Montenegro ist raus, es wird also auf jeden Fall einen neuen Weltmeister geben. Ob wohl Nowitzki-Nowitzki (einen anderen Starspieler von Format scheinen die Deutschen ja nicht zu haben), oder die unerschrockenen Litauer diesmal weiter kommen?

Nachtrag - 31.August 14.30 Uhr - 73:75 gegen Frankreich. Nun können also Litauen und das Nowitzki-Team unter sich klar machen, wer momentan die bessere Mannschaft ist. Es wird das Spiel um Platz 7 oder 8 bei der WM werden.

Weitere interessante Seiten zu Basketball in Litauen:
Ausführlicher Spielbericht und Kommentar zu Litauen-Italien (Litauisch)
Spielbericht und Kommentar zu den letzten Sekunden des Spiels bei Crossover-Online (Deutsch)
Litauische Basketball-Liga
Webseite Lietuvos Rytas
Webseite Žalgiris Kaunas
Euroleague Basketball
Baltic Women's Basketball League
Litauische Basketballvereinigung
Litauische Stiftung Männerbasketball
Frauenbasketballteam TEO VILNIUS
Wikipeda-Seite zu Arvydas Sabonis
NBA-Spielerstatistik zu Arvydas Sabonis
Litauische Basketball-Fanseite KREPSINIS-NET