28 September 2005

Russen lachen über deutsche Soldaten?

Das gab es lange nicht mehr: Russen lachen über deutsche Soldaten? So schreibt es jedenfalls DIE ZEIT mit dem Titel "Zwischenfall in Litauen". Am 28.9. zieht nun auch das Hamburger Abendblatt mit einem entsprechenden Beitrag nach.

Wir hatten es ja schon irgendwie geahnt - siehe verschiedene Beiträge auf dieser Seite zum in Litauen viel diskutierten Absturz eines russischen Kampfflugzeugs. Deutschland befand sich aber zum Zeitpunkt des Ereignisses (15.9.05) mitten im Wahlkampf-Fieber.

Wen interessiert denn das auch? Keine Toten, kaum Sachschaden, vermeintlich lediglich ein kleines Scharmützel zwischen russischen und litauischen Diplomaten. Tagelang berichtete die deutsche Presse gar nicht darüber, und die stärkste Schlagzeile in der Woche danach war noch so etwas wie "Absturz weckt alte Ängste" (DPA-Journalist Jakob Lemke in seinem Bericht aus Vilnius).

Dabei hatte noch kurz vorher die deutsche Luftwaffe selbst sich bemüht, die im Rahmen der NATO-Luftüberwachung im Drei-Monats-Rythmus im nordlitauischen Siauliai stationieren "Air-policing" Truppen ausführlich zu loben. "Ebenso wie die zuvor stationierten Luftwaffenkontingente anderer NATO-Mitglieder haben die Deutschen ein gutes Bild abgegeben", so wird in einer Pressemeldung Generalleutnant Martin zitiert, stellvertretender Befehlshaber Alliierte Luftstreitkräfte Europa in Ramstein, der am 24.August in Siauliai zur Inspektion weilte. Das Kommando in Siauliai besteht aus 120 Soldaten verschiedenster Bundeswehr-Einheiten. Unter Führung des Wittmunder Jagdgeschwaders 71 "Richthofen" und dem Jagdgeschwader 74 aus Neuburg an der Donau wird zwischen dem 30. Juni und dem 1.Oktober 2005 der NATO-Auftrag des Air Policing über dem Baltikum wahrgenommen.

Die Russen - selbst von den neu der NATO beigetretenen litauischen Nachbarn wegen unbefugtem Eindringen in den Luftraum des NAchbarn hart kritisiert, "spotten nun über die Deutschen", so DIE ZEIT. Zu vemuten ist, dass dies auch in den gesamten litauischen Medien der Fall war, die sich öffentlich fragten, warum man denn eine NATO-Luftabwehr brauche, wenn die aber gar nicht reagiere in so einem Fall. Minutenlang hatte der russische Jet vom Typ Su-27 über litauischem Gebiet gekreist, bis er dann abstürzte.

DIE ZEIT wie auch Hamburger Abendblatt zitieren Aussagen von Wladimir Michailow, Oberbefehlshaber der russischen Luftwaffe, die er angeblich gegenüber der russischen Zeitung "Kommersant" gesagt haben soll. Zwanzig Minuten habe sich die russische Su-27 über dem Territorium Litauens befunden, ohne daß es jemand bemerkt habe. "Die (deutschen Piloten) haben wohl Bier getrunken", zitierte die Zeitung Michailow.

Das Abendblatt hat aber zur Vorsicht gleich mal beim Bundesverteidigungsministerium nachgefragt. Der dort zuständige Pressesprecher sähe die Lage sehr entspannt, berichtet das Abendblatt. "Ich glaube auch nicht, daß Michailow das so gesagt hat." Der Überführungsflug der russischen Maschine sei schließlich offiziell angemeldet gewesen. "Und wegen eines Notfalls einer Maschine schicken wir doch keine Nato-Abfangjäger los", sagte der Sprecher. Zwei deutsche Maschinen vom Typ Phantom F-4 seien eine halbe Stunde später aufgestiegen, um die Bergung der russischen SU-27 aus der Luft zu unterstützen.

Am Rande sind in dem Beitrag der ZEIT auch andere Details des bisherigen Verlaufs der Unfalluntersuchtung zu lesen. Für die Entschlüsselung des Flugschreibers seien ukrainische Spezialisten hinzugezogen worden. Ob Russland die Trümmer der Maschine zurückbekommt, sei noch offen. Die Nato dürfte aber die Elektronik der Maschine einbehalten, vor allem das hochmoderne Freund-Feind-Erkennungsystem der Russen - so spekuliert DIE ZEIT.

Im litauischen Verteidigungsministerium jedenfalls herrscht immer noch Nervosität. Der litauische Airforce-Chef Jonas Marcinkus musste inzwischen wegen des Vorfalls seinen Hut nehmen. Das in Litauen stationierten deutsche Kontingent hatte noch vor kurzem stolz berichtet: "So wurde für den Litauischen Airchief, Oberst Marcinkus, ein Mitflug in einer Phantom möglich gemacht, der sich so von der Einsatzfähigkeit des Jägers hautnah überzeugen konnte." Dieser "Überblick" hat ihn nun auch nicht geholfen; die deutschen Soldaten jedoch fühlen sich offensichtlich über jede Kritik erhaben. Allerdings soll Marcinkus "eigenmächtige Kontakte" mit russischen Militärs unerhalten haben, um das Unglück zu untersuchen. Seine litauischen Vorgesetzten fühlten sich nicht ausreichend informiert darüber.

Der Pilot der russischen Unglücksmaschine, Valery Troyanov, befindet sich übrigens immer noch in litauischem Gewahrsam. Das Ende der Untersuchungen zögert sich also noch hinaus. Kürzlich wurde auch der Fund radioaktiven Materials in der Nähe der Unglücksmaschine gemeldet, was Spekulationen Raum gibt, der Kampfjet sei vielleicht doch bewaffnet gewesen.

Weitere Überraschungen nicht ausgeschlossen....


23 September 2005

Schröder's Vorbild: Algirdas Brazauskas?

Allmählich haben es auch die deutschen Medien gemerkt. In allen drei baltischen Staaten wird das praktiziert, was Kanzler Schröder in seinem allgemein als "anmaßend" empfundenen Fernsehauftritt am Wahlabend sich in Deutschland gewünscht hatte. Auch der Litauer Algirdas Brazauskas ist Regierungschef, obwohl seine Partei nicht die stärkste Partei oder Fraktion im Parlament ist. Einem Beitrag in DIE WELT vom 22.9. und des österreichischen KURIER (20.9.) folgen nun auch Meldungen des ZDF.

Zitat DIE WELT: "In Litauen wiederum hat der frühere Präsident Algirdas Brazauskas das Amt des Ministerpräsidenten inne, obwohl seine Sozialdemokratische Partei bei den Wahlen im Oktober 2004 mit 20 Sitzen eher kläglich abschnitt. Klarer Wahlsieger war der russischstämmige Millionär Viktor Uspaskich, dessen Arbeitspartei 39 Sitze errang und gemeinsam mit mehreren anderen Parteien ebenfalls an der Regierung beteiligt ist. Die kleineren Parteien in der Regierungskoalition verhinderten jedoch, daß der Populist Uspaskich neuer Ministerpräsident wurde und ermöglichten die erneute Regierungsbildung durch Brazauskas."

Das ZDF fragt, etwas ungläubig: "Ob die Union sich aber von den ehemaligen Sowjetrepubliken beeindrucken lässt?"

Auch wir können weder Schröder noch CDU zuraten - im Gegensatz zum Modell Estland oder Lettland. Denn vielleicht sind die Probleme, mit denen sich die Koalitionspartner von Brazauskas so herumschlagen müssen, doch ein wenig von anderem Kaliber. Viktor Uspaskich, ehemaliger "Gurkenmillionär" (benannt nach den Waren, die er vorwiegend handelte) und bei den letzten litauischen Wahlen Sieger vor Brazauskas, musste kürzlich wegen gefälschter Zeugnisse als Wirtschaftsminister zurücktreten. Aber bei Angie ist doch alles okay, oder?

Statt dessen empfehlen wir Rimas Valeikis, der für verschiedene litauische Zeitungen öfters mal bissige Karikaturen zeichnet. Auch den Ministerpräsidenten Brazauskas nahm er schon öfters aufs Korn. Also, Gerhard, wenn Du's nach dem Modell Brazauskas wagst, vielleicht sieht der Ritt auf dem kranken Pferd Deutschland dann bald so aus:

16 September 2005

Kampfjet-Absturz: Diplomatisches Gerangel

Wird der Absturz des offensichtlich orientierungslosen russischen Kampfflugzeugs in Litauen nach zum diplomatischen Skandal?
Während auch am Tag nach dem Absturz sich deutsche Medien (bis auf zwei Meldungen von NTV) komplett in Schweigen hüllen, bezeichnet die von dem deutschen Journalisten Gisbert Mrozek geführte russische Agentur RUFO (Russland-Forum) inzwischen von einem "Skandal".

(Quelle für Foto rechts: RUFO)

Erstaunliche Details
Gleichzeitig wartete RUFO mit erstaunlichen Details bezüglich des genauen Unfallhergangs auf:
Pilot Major Trojanow sei aus Richtung Ostsee zum Festland in Richtung Kaliningrad geflogen, und habe einige Runden über dem "unbekannten Gebiet" geflogen, um "das Kerosin zu verbrennen" (um größeren Schaden beim Absturz zu vermeiden?). Dann habe er sich per Schleudersitz aus dem Cockpit katapultiert. Das Flugzeug ging auf einem Feld zu Boden, er selbst landete einige Minuten später per Fallschirm. RUFO meint zu wissen, der Pilot habe sich dann per Handy mit seinen Vorgesetzten in Verbindung gesetzt, um diese von dem Unfall in Kenntnis zu setzen - bevor ihn die litauische Polizei festnahm.

Auch RUFO meldet, das Pilot und vor allem der Flugschreiber der Unglücksmaschine solange in Litauen verbleiben sollen, bis die genauen Umstände des Unfallhergangs geklärt seien. Die Agentur bringt aber eine neue Absturzursache ins Spiel, die angeblich von Seiten des russischen Militärs angeführt würde: extrem starke Sonnenwinde in den letzten Tagen seien für die Technikprobleme verantwortlich. Nur so sei zu erklären, dass die vierfach abgesicherten Navigationsgeräte versagten.

Iwanow bietet 3000 Dollar
Der russische Verteidigungsminister Sergej Ivanov versprach der Agentur RUFO zufolge den Litauern bereits Schadenersatz in Höhe von 3.000 USD (2.500 Euro) für das zerstörte Feld zu zahlen. Im Gegenzug fordert er den Piloten und die Black Box mit der Freund-Feind-Kennung zurück.
Auch RUFO schlußfolgert: Noch hat Litauen das Angebot nicht angenommen. Sollte das NATO-Mitglied, den Freund-Feind-Code der Black Box knacken, wäre dies für die russische Luftabwehr eine potentielle Gefahr.

Russisches Kampfflugzeug in Litauen abgestürzt


Nun bekommen die gegenwärtig beim deutschen Air Policing Kontingent in Siauliai / Litauen stationierten Soldaten richtig "was zu tun": Nahe des Dorfes Jotiskis / Bezirk Sakiai stürzte am Donnerstag (15.9.05) ein russisches Jagdflugzeug des Typs Su-27 ab, einigen litauischen Quellen zufolge nach einer Kollision mit einem anderen Flugzeug. Der 37-jährige Pilot Major Valeri Trojanow konnte sich mit dem Schleudersitz retten, und wurde ohne erhebliche Verletzungen ins Krankenhaus von Kaunas eingeliefert. Der litauische Verteidigungsminister Gediminas Kirkilas ging im Rahmen einer Stellungnahme davon aus, dass sich das Flugzeug illegal im litauischen Luftraum befunden habe. Nach litauischen Angaben waren Nato-Kampfjets (deutsche Jagdflugzeuge vom Typ Phantom F4) bereits in Alarmbereitschaft, als der Pilot der Su-27 auf dem Weg von St.Petersburg nach Kaliningrad offenbar die Orientierung verlor, und den neutralen Luftraum über der Ostsee verließ. Deutsche Nato-Kräfte sicherten die Absturzstelle. Die Republik Litauen gehört seit 2004 dem transatlantischen Verteidigungsbündnis NATO an.

(rechts: Foto der litauischen Nachrichtenagentur ELTA von der Absturzstelle)

Der Absturz birgt Raum für Spekulationen. NTV-News meldete noch am gleichen Tag, die russischen Su-27-Jagdflugzeuge seinen "üblicherweise" mit streng geheimer Elektronik, zum Beispiel einer Freund-Feind-Erkennung, ausgestattet. Für die russische Luftwaffe wäre es ein herber Schlag, wenn ihre Elektronik in die Hände der Nato geriete, so spekuliert NTV, und begründet das auch damit, dass nach dem Absturz einer Su-33 vom Flugzeugträger "Admiral Kusnezow" im Atlantik am 5. September die russische Marine erwogen hätte, das Wrack und damit die Elektronik in 1000 Meter Tiefe mit Bomben zu zerstören. Aufregung hatte auch der Diebstahl der Freund-Feind-Erkennung aus einer Su-27 im Fernen Osten Russlands 2002 ausgelöst.

Meldungen der russischen Nachrichtenagentur NOWOSTI zufolge wies der Verteidigungsminister Russlands, Sergej Iwanow, den Befehlshaber der 6. Armee der Luftstreitkräfte und der Luftverteidigungstruppen an, sich mit der litauischen Seite zu verständigen und zum Absturzort zu fliegen, um die Ursachen des Vorfalls zu klären. Vor allem der Flugschreiber der Maschine soll geborgen und gemeinsam von einem litauisch-russischen Team untersucht werden. Glücklicherweise führte der abgestürzte Kampfjet keine Waffen bei sich, und auch am Boden kam es keine Verletzten oder größere Schäden.

Weiterhin meldet NOWOSTI: "Als dem Festgenommenen bei der Polizei Kaffee und medizinische Hilfe angeboten wurden, verzichtete er darauf und sagte, er könne sich über seine Gesundheit nicht beklagen. Nach Meinung der Polizei habe er während der Katastrophe einen starken Schock erlebt."

Ungewöhnlich erscheint es, dass ausser NTV noch keines der sonst so schnellen deutschen Medien bis 24 Stunden nach dem Unglück auch nur eine Zeile über das Unglück geschrieben hatte. Um so wertvoller erscheinen die Infos von NTV - die einzige andere deutschsprachige Infoquelle ist die staatliche russische Propaganda-agentur NOVOSTI.

NTV ergänzte am seine Meldung am 16.9. um die Informationen, welche das estnische Verteidigungsministerium den Vorfall betreffend herausgegeben hat. Estland warf den russischen Fliegern - NTV zufolge - vor, den zivilen Flugverkehr über der Ostsee gefährdet zu haben. Der Flug sei zwar angemeldet und genehmigt gewesen, doch hätten die Russen die Transponder für die Positionsmeldungen ausgeschaltet gehabt, teilte das Verteidigungsministerium in Tallinn mit.

14 September 2005

Euro noch nicht eingeführt - schon gefälscht

Deutsch-litauische Falschgeld-bekämpfung
Der Nord-Osten Europas hat sich neben dem Balkan zu einem der Brennpunkte bei der Herstellung falscher Euro-Banknoten entwickelt - so eine Pressemeldung des Bundeskriminalamtes (BKA) vom 12. September 2005.
Anlaß für diese Feststellung ist das Ergebnis einer großangelegten Durchsuchungsaktion: Bei einem erfolgreichen Schlag gegen Falschgeldhersteller konnten in Litauen im November 2004 und im März 2005 zwei Falschgelddruckereien ausgehoben, die Täter festgenommen sowie große Mengen Euro-Falsifikate sichergestellt werden.

Hier wollen deutsche und litauische Kriminalbehörden jetzt gemeinam noch mehr tun: vom 12.-15.September 2005 war das Bundeskriminalamt (BKA) Mit-Ausrichter der Konferenz "Euro Nord-Ost", bei der Sicherheitsbehörden aus Estland, Litauen, Deutschland, Lettland, Finnland, Norwegen, Russland, Schweden, den USA und Weißrussland in Vilnius/Litauen zusammentrafen. Thema war die bessere Bekämpfung der Falschgeldkriminalität, die Konferenz wurde mit Mitteln der EU-Kommission gefördert. Anwesend waren auch hochrangige Vertreter der internationalen Institutionen Interpol, Europol, der Europäischen Zentralbank, von Eurojust und der Europäischen Kommission (OLAF).

Nach Meinung des BKA können im Zusammenwirken mit Justiz und Zentralbanken die Strafverfolgungsbehörden so den international agierenden Fälscherbanden künftig noch effektiver begegnen. Neben verschiedenen Fachvorträgen u. a. zum Stand der polizeilichen Falschgeldbekämpfung in Litauen sowie zu den Vorbereitungen Litauens auf die Euro-Einführung bildete ein speziellen Workshops der Grundstein für die Schaffung fortschrittlicher Strukturen bei der Falschgeldbekämpfung in Europa. Eröffnet wurde die Konferenz wird durch den Premierminister Litauens, Algirdas Brazauskas.
Weitere Infos:Bundeskriminalamt Telefon: 0611-551 2331Fax: 0611-551 2323.

03 September 2005

Litauer wandern aus - Arbeit finden, Steuern sparen

Die 80er Jahre waren schwierig - niemand glaubte ernsthaft an die Wiedererlangung der Unabhängigkeit, und wer dem Sowjetsystem nicht passte, wurde kalt gestellt.
Die 90er Jahre waren fast noch schwieriger - der Umbruch musste nach der ersten Euphorie erst einmal geschafft werden, und wer nicht gerade mit Trendy-Produkten gute Geschäfte macht, gehört schnell zu den Verlierern.
Erst im neuen Jahrtausend geht es in Litauen langsam aufwärts.

Ein Teil der Bevölkerung scheint die Konsequenzen jedoch bereits gezogen zu haben. Seit 1991 haben etwa 300.000 Menschen Litauen den Rücken gekehrt - das sind immerhin etwa genauso viele Menschen wie Kaunas Einwohner hat (in einem Land mit 3,4 Millionen Einwohnern). Diese Zahlen nennt die Journalistin Milda Seputyte in einem Beitrag für die
BALTIC TIMES. Ihrer Einschätzung nach habe jetzt aber das Thema wieder politische Kreise erreicht, denn bisher sei wenig getan worden, um eine Auswanderung in diesem Ausmaß zu verhindern.

"Ich bin beschämt, denn weder meine Partei noch unsere Regierung hat sehr viel dafür getan, dass Litauer in Litauen gut und in Ehren leben können", gibt sich Audronius Azubalis, Parlamentsabgeordneter der Konservativen Partei, selbstkritisch. Azubalis war kürzlich gemeinsam mit seinem Parlamentskollegen Gintaras Steponavicius (Liberale Zentrumspartei) Teilnehmer eines Kongresses der Litauischen Gemeinde in Irland - diese zählt inzwischen 100.000 Mitglieder. "Die Atmosphäre hier in Dublin fühlt sich schon recht Litauisch an, es ist, als ob die 100.000 Landsleute alle hier leben", äussert sich Steponavicius.

In einer schriftlichen Ansprache an die Dubliner Kongreßteilnehmer äusserte sich der Chef der Konservativen Partei Litauens, Andrius Kubilius, besorgt, das Land könne seine talentiertesten Mitbürger verlieren, die nie wieder nach Hause zurückkommen und deren Kinder dann nicht einmal mehr Litauisch sprechen werden.

Auf dem Dubliner Kongreß diskutiert wurden zum Beispiel Steuerprobleme. "Lieblingsländer" für ein "Arbeitsexil" sind für die Litauer neben Irland und Großbritannien auch Spanien. Die Einkommenssteuer betrage dort nur etwa 20% - wenn aber die Litauer in ihr Heimatland zurückkehrten, seien sie gezwungen, den Rest der Steuern (etwa 13%) nachzuversteuern. Ergänzend dazu sei das steuerfreie Mindesteinkommen in Irland etwa 25.000 Litas - in Litauen selbst aber nur 4.000 Litas. Wer nach Hause kommt, muss auch hier nachversteuern. Abgeschreckt davon, würden sehr viele entweder ihr wahres Einkommen verheimlichen, oder eben die Rückkehr nach Litauen hinauszögern.

Steponavicius sagte dazu, das litauische Finanzministerium bereite gegenwärtig eine Gesetzesänderung vor. Demzufolge soll es demnächst möglich sein, dass eine Doppelbesteuerung nach der Rückkehr ausgeschlossen wird, falls bereits vorher im Gastland Steuern gezahlt wurden. Stepanavicius äusserte die Hoffnung, dass dieses neue Gesetz bereits am 1.1.2006 in Kraft treten könne.

Bisher überqueren eine Menge Litauer mit großen Summen Bargeld die Grenzen, wenn sie auf Reisen gehen. Nicht nur die litauischen Banken - die natürlich für ihre eigenen Bankdienste werben wollen, hoffen, dass dies bald anders wird.

16 August 2005

Litauen - Basketball-Weltmeister!


Es ist "nur" der Titel der U-21-Weltmeisterschaft (Teilnehmer unter 21 Jahren), aber in Litauen wird diese gewonnene Weltmeisterschaft enthusiastisch gefeiert! Spärlich sickern die Nachrichten aus dem Veranstalterland Argentinien durch, daher auch hier noch einmal eine Zusammenfassung (Foto: ELTA).
Im Endspiel der U-21-Basketball-Weltmeisterschaft besiegte die Nationalmannschaft Litauens am 13.August 2005 die Mannschaft Griechenlands knapp mit 65:63. Es war der erste Sieg einer europäischen Mannschaft bei den U-21-Mannschaften. Für Litauen war es der erste Weltmeistertitel im Basketball! Gleichzeitig ein schöner Beweis, dass der litauische Basketball-Nachwuchs von hervorragender Qualität ist.
Zum Helden des Spiels wurde Renaldas Seibutis, der beim Stande von 63:63 kurz vor Schluß (4,8 sec vor der Schlußsirene!) die entscheidenden Punkte per Strafwurf erzielte.

Seibutis wurde auch ins All-Star-Team der besten Spieler des Turniers gewählt, zusammen mit Yotam Halperin aus Israel, den beiden Griechen Konstantinos Vasileiadis und Loukas Mavrokefalidis, sowie dem Kanadier Levon Kendall.

Die Abschluß-Rangliste sieht folgendermaßen aus:
1. Litauen,
2. Griechenland
3. Kanada
4. Australien
5. USA
6. Argentinien
7. Puerto Rico
8. Slowenien
9. Nigeria
10. Israel
11. China
12. Iran

Das Spiel um Platz 3 hatte Kanada 79:74 gegen Australien gewonnen. Die höher eingeschätzten USA belegten nach einem klaren 111:85 gegen Argentinien nur Platz 5, nachdem sie gegen Kanada im Viertelfinale in der Verlängerung verloren hatten. Die Griechen hatten Kanada dann 71:64 im Halbfinale besiegt, während Litauen 96:73 gegen Australien gewann, und so ins Finale einzog.

Wer sich für Basketball in Litauen interessiert, kann folgende Links nutzen:
Eurobasket - Litauen (englisch), mit Übersicht zu litauischer erster und zweiter Liga, inklusive vieler weiterer Links
Infoseite der FIBA (europäischer Basketballverband), hier sind Neuigkeiten in englischer Sprache länderweise sortiert
Basketballschule von Šarunas Marčiulionis (nur Litauisch)
Litauischer Basketballverband (lit./engl.)
Litauische Frauen-Basketball-Liga (engl.)
Basketballklub Žalgiris Kaunas (engl./lit.)
Basketballklub Lietuvos Rytas (lit./engl.)

Adresse des litauischen Basketballverbands: Birzelio 23-osios Str.5, 03206 Vilnius.
Tel.: +370 (5) 2133256, Fax: +370 (5) 2163589; Email: office@lbbf.lt

Nachstehend, für alle Litauisch-Kundigen, die Originalmeldung der litauischen Nachrichtenagentur ELTA zum Basketball-Feiertag Litauens:

Jaunimas – Pasaulio čempionai!
Lietuvos jaunimo (iki 21 m.) vaikinų krepšinio rinktinė tapo Pasaulio čempionais. Argentinoje pasibaigusiame Pasaulio čempionate mūsų komandai neprilygo nei vienas varžovas: ketvirtfinalyje lietuviai 76:63 nugalėjo čempionato šeimininkus argentiniečius, pusfinalyje 96:73 palaužė australus ir taip atsirevanšavo jiems už pralaimėjimą praeito Pasaulio čempionato finale, o rungtynėse dėl pirmos vietos 65:63 išplėšė pergalę prieš Graikijos komandą.
Dramatiškai vykusiame finale nei viena komanda neturėjo apčiuopiamesnės persvaros. Paskutinę rungtynių akimirką rezultatas buvo lygus – 63:63, o kamuolį valdė Lietuvos krepšininkai. Prieš pat nuskambant ketvirto kėlinuko sirenai graikai prasižengė prieš Renaldą Seibutį, kuris pataikė abu baudos metimus jau pasibaigus rungtynių laikui ir taip išplėšė Lietuvos komandai pergalę.
Paklaustas kaip jautiesi mesdamas svarbiausias savo gyvenime baudos metimus, Renaldas Seibutis pasakė: „Tai buvo labai svarbi mano gyvenimo akimirka, bet taip pat ir mano komandos ir jos trenerių."
„Tai buvo sunkios, gynybinio pobūdžio rungtynės. Mūsų metikams nelabai sekėsi. Puolimas kiek strigo dėl labai kietos graikų gynybos. Bet dabar tai nepakartojamas jausmas mūsų komandai!" – po rungtynių pasakė Lietuvos jaunimo rinktinės vyr.treneris Ramūnas Butautas.
Kalbėdamas apie Rendaldą Seibutį, Lietuvos rinktinės treneris Rimas Kurtinaitis pasakė: „Aš labai džiaugiuosi už jį. Šiandien jis įrodė, jog yra dydis žaidėjas, labai stiprus psichologiškai. Jo pečius slėgė didžiulė atsakomybė, kai jis metė tuos baudos metimus, bet jis viską atliko šaltakraujiškai."
Renaldas Seibutis buvo pripažintas čempionato naudingiausiu žaidėju. Jis taip pat buvo išrinktas į simbolinį čempionato penketuką.
Pasaulio čempionato geriausių žaidėjų penketas:
Renaldas Seibutis (Lietuva)Yotam Halperin (Izraelis)Konstantinos Vasileiadis (Graikija)Levon Kendall (Kanada)Loukas Mavrokefalidis (Graikija)
Galutinė komandų rikiuotė:
1. Lietuva2. Graikija3. Kanada4. Australija5. JAV6. Argentina7. Puerto Rikas8. Slovenija9. Nigerija10. Izraelis11. Kinija12. Iranas


31 Juli 2005

INFOBALT-Newsletter August 2005

Nachrichten - News - Neuigkeiten
kostenlos zu beziehen per mail an post@infobalt.de

Wirtschaftsminister erschwindelt sich die Schulzeugnisse
Wieder einmal gibt es irritierende Schlagzeilen in den litauischen Medien. Mit Gurken machte der russisch-stämmige Victor Uspaskich ein Vermögen, seine kurz vor den letzten Parlamentswahlen neu gegründete "Arbeitspartei" landete einen Erdrutschsieg, und so war ein Ministerposten für ihn unvermeidbar. Nach nur ein paar Monaten ministraler Amtzeit trat er nun im Juni bereits zurück - und seine Partei, die 38 der insgesamt 80 Sitze (von insgesamt 141) der Regierungskoalition im Parlament innehat, überlegt aus der Regierung auszutreten.
Eine litauische Boulevardzeitung hatte vor einigen Wochen gemeldet, die Angaben von Uspachkich, 1993 die Moskauer Plekhanov Academie für Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen zu haben, seien unrichtig. Entsprechende zeugniskopien seien schlicht gefälscht. Und in der Liste der Studierenden der entsprechenden Studienjahrgänge habe man seinen Namen vergeblich gesucht.
Mitte Juli trat Uspachkich noch einmal im Fernsehen auf, um neue, angeblich die echten Zeugniskopien einer Moskauer Akademie der litauischen Öffentlichkeit vorzulegen. Doch seine politische Glaubwürdigkeit hat er wohl verloren.


Grabenkämpfe um Kaliningrad
Staatspräsident Adamkus hat nicht nur diese Sorgen. Der russische Präsident Putin lud nach Kaliningrad ein, zur Feier des 750-jähirgen Städtebegurtstags einer Stadt, die einmal Königsberg hiess, und heute als sorgenreichstes Nachbarland Litauens gilt. Zu den Feierlichkeiten wurden aber weder der litauische noch der polnische Präsident eingeladen.
Die "Retourkutsche" ist dabei offensichtlich. So schreibt der kürzlich neu gegründete deutschsprachige Dienst der russischen Agentur NOWOSTI in einer Meldung: "Der Präsident von Litauen, Valdas Adamkus, hatte es abgelehnt, zu den Feierlichkeiten aus Anlass des 60. Jahrestages des Sieges nach Moskau zu kommen."
Unangenehm für Adamkus aber, dass es da noch eine Frau Prunkiene gab, in unruhigen Wendezeiten mal Litauens Regierungschefin, 2004 noch knapp an Adamkus bei der Wahl ums höchste Staatsamt gescheitert, heute in der Regierung Litauens wieder Ministerin. Sie war in Kaliningrad dabei. Ihre Stellungnahme zu ihrer umstrittenen Reise klingt ein klein wenig ironisch: sie habe zu keinem Zeitpunkt, als heutige Landwirtschaftsministerin, die Kompetenzen des litauischen Aussenministers und des Staatspräsidenten berührt oder in Frage gestellt, schreibt sie der Agentur BNS.


Deutsche Rechtsradikale kaufen deutsch - denkste!
Nach dem die deutsche NPD zunächst Aufsehen damit erregt hatte, die eigene Parteizeitung "Deutsche Stimme" nicht etwa in Deutschland in Auftrag zu geben, sondern billig in Polen drucken zu lassen, hat man nun reagiert. Die neue Lösung sieht aber ganz ähnlich aus: Die Zeitung wird nun aus Vilnius eingeflogen.

07 Juni 2005

Störche in Litauen - demnächst aus ihren Nestern verscheucht?


Storchenfamilien hatten bisher in Litauen ihre Ruhe - nun soll alles anders werden. Angeblich verursachen sie mit ihren Nestern Störungen der Stromversorgung.

Das Bocholt-Borkener Volksblatt (online-Ausgabe vom 7.Juni 2005) macht sich Sorgen um litauische Störche. Wo liegt Bocholt, werden Sie vielleicht fragen? Egal - aber dass es in Litauen viele Störche gibt, dass Storchennester zum gewohnten Bild auf dem Lande gehören, das wissen auch immer mehr Deutsche. Litauen entwickelt sich zum Urlaubsland, und Gäste aus Deutschland schätzen dort vielfach das, was in der Heimat leider schon als verloren gelten muss.

Mit Hilfe von größeren Geldsummen, die angeblich von der EU gezahlt werden - so meldet es die Bocholter Presse - sollen Störche in Litauen nun von Strommasten auf andere, künstlich errichtete Nester umgesiedelt werden. Allerdings sind es keine litauischen Naturschützer, die auf diese "bahnbrechende" Idee gekommen sind, sondern litauische Stromversorger (wie könnte es anders sein?). Das genannte "Volksblatt" (für das Bocholt-Borkener Volk?) zitiert seinerseits Darius Nedzinskas, Direktor des für West-Litauen zuständigen Stromversorgers Vakaru Skirstomieji Tinklai. Geht es nach dessen Wünschen (und wurde er korrekt zitiert!), dann soll der Umzug aller litauischen Störche, weg von den Strommasten, insgesamt rund 5 Millionen Euro kosten. Wer soll das bezahlen? Für jede der für die "Ansiedlung" vorgesehene Metallplattform werden 400 Euro veranschlagt. Bezahlen soll es die EU - so wünscht es sich die litauische Stromindustrie. Ob diese nicht ein bischen mit Geld allzu sehr verwöhnt wurde, weil die EU ja schon riesige Summen für die Schließung des maroden AKWs Ignalina ausgibt?

Nedszinskas hat mit den Kosten angeblich kein Problem. Schließlich seien die natürlich gebauten Nester bis zu 400 kg schwer, und verursachten starke Abnutzungen, bis hin zu Kurzschlüssen.
Schützenhilfe erhält Nedzinskas angeblich von Laimutis Budrys vom Umweltministerium in Vilnius. "Der weiße Storch steht in Europa unter strengstem Schutz. Die EU sollte uns helfen, das Storchennestproblem zu beseitigen," so wird Budrys zitiert. Sein Ministerium will das Seine tun, dem Problem beizukommen: den Stromfirmen angeblich "beim Ausfüllen der Formulare für Brüssel" helfen.

Na, wenn es aber nur daran liegen würde! Bisher nehmen die Störche nämlich die "großzügig" erteilten Wohnungsangebote gar nicht an. Sie verschmähen sie einfach!
Liebe litauische EU-Bürokraten: vielleicht überlegt ihr lieber mal, wie ihr das litauische Leitungsnetz modernisieren könnt, und überlasst eure schönen, alten Leitungsmasten ganz den Störchen??

22 April 2005

Tourismus & Umwelt

Litauen - Atomare Zone, statt Urlaubsland?

Ignalina - lange Jahre hatte dieser nord-östliche litauische Ort Probleme mit dem Image. Im Gegensatz zu weltbekannten Naturlandschaften wie der Kurischen Nehrung kommen die Touristen nur sehr zögernd in diese Gegend. "Ein Imageproblem", beklagen die örtlichen Tourismusmanager.

Der Name des Ortes ist identisch mit dem von vielen Experten als hochgefährlich eingestuften Atomkraftwerk in Litauen, gegen dessen Bau in den 80er Jahren litauische Umweltschützer nur teilweise erfolgreich demonstriert hatten. Es ist baugleich mit dem AKW Tschernobyl, und daher war die garantierte Demontage eine Bedingung der Europäischen Union für den Beitritt Litauens zur EU.Jetzt werden also Hunderte von Millionen Euro von der EU ausgegeben, um Ignalina Stufe für Stufe abzureissen.
Dieser Prozess wird noch viele Jahre andauern, und die litauischen Politiker waren erfolgreich genug, um sich die EU-Gelder garantieren zu lassen. Auch Strukturhilfen für die Region Ignalina Fließen inzwischen in Millionenhöhe. - Doch schon basteln einflußreiche Kreise nun nicht etwa an Alternativen, Energie auf umweltfreundlichere Art und Weise herstellen zu können, sondern - an einem Neubau eines AKW!
Dabei ist eines klar: die kleinen Länder Litauen, Lettland, Estland, können solch teure Anlagen nicht selbst bauen. Anfang April 2005 trafen sich daher der litauische Wirtschaftsminister Victor Uspaskich und sein lettischer Kollege Krišjāņis Kariņš in Vilnius, um Kooperationsmöglichkeiten der drei baltischen Staaten zu diskutieren. Einen "runden Tisch" mit Vertretern aus allen drei Ländern wolle man einrichten, ist in einer Pressemitteilung der Nachrichtenagenturen LETA und ELTA zu lesen. Wer nun aber beim Stichwort "runder Tisch" etwa an "demokratische Bürgerbeteiligung" denken könnte, sollte wissen, dass wohl eher das Gegenteil gemeint ist. Es wird wohl eher auf mehr oder wenige geheime Absprachen der großen Energiekonzerne hinauslaufen. Gerüchte weisen auf die massiven Investitionsinteressen der französischen Atomindustrie hin.
Deutsche Energiekonzerne werden wohl sehnsüchtig ein Abdanken von Rot-Grün herbeisehnen, um gleichartige Bestrebungen dann offener (und möglicherweise mit Unterstützung von Geldern der deutschen Steuerzahler) durchsetzen zu können.
Die beiden erwähnten Wirtschaftsminister bringen ihre Pläne in engen Zusammenhang mit der Konzeption eines gemeinsamen Energieversorgungsnetzes ("Baltic Ring") im Ostseeraum. 2006 soll ein 350-MW-Kabel zwischen Estland und Finnland fertiggestellt werden. Kosten: 110 Millionen Euro. Interessant dabei, dass ich "Lietuvos Energia" hier mit 27 Millionen Euro an den Investitionskosten beteiligt. Für 2009 plant Litauen den Anschluss seines Energieversorgungsnetzes nach Polen und Schweden. Die 1000-MW-Brücke nach Polen ist mit 434 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Den Löwenanteil davon soll die EU bezahlen - so wünscht es sich der atomfreundliche litauische Wirtschaftsminister.

Deshalb müssen die Atompläne auch vorerst auf "kleiner Flamme" gekocht werden - erst wenn EU-Parlamentarier und Banken ihre Zustimmung ohne große öffentliche Aufmerksamkeit gegeben haben, kann politisch Kapital daraus geschlagen werden. Weitere 400 Millionen Euro sind für die Verbindung der Energienetze Litauens mit Schweden nötig (Projekt "Swindlit").Bereits 2004 werden die ersten Teile des AKW Ignalina geschlossen und abgebaut. 2009 sol der nächste Block geschlossen werden. Schaut man sich aber einmal die Wahlkampfkampagnen litauischer Politiker an (deren Inhalt gewöhnlich kaum über das Land hinaus bekannt wird), dann gaukeln sie eine "billige atomare Eigenversorgung" für Litauen als möglich vor.
Die wahren Interessen der internationalen Atomindustrie werden lieber im Verborgenen gehalten, und mit etwas lokaler Wahlkampf-folklore ("litauische Interessen sichern") wird angeblich Einflussnahme und "Einmischung" aus dem Ausland verhindet. Umweltschutz-Argumente meint man in Litauen noch leicht unter den Tisch kehren zu können, da das Land im Gegensatz zu seinen baltischen Nachbarn nicht einmal eine ernstzunehmende Grüne Partei im politischen Spektrum aufweisen kann. Auch keine andere litauische Partei wagt es bisher, sich des Themas auf ehrlichere Weise anzunehmen.

Wohin lässt sich da Litauen treiben? Will man wirklich die Zukunft des Landes solchen "Polit-Marionetten" überlassen? Auch die Urlauber in Litauen werden ein Wörtchen mitzureden haben. Noch kommen sie vor allem aus Gründen, die mit der gut erhaltenen Natur und den unzerstörten Landschaften zu tun haben. Es ist zu wünschen, dass sie diese Beweggründe auch vor Ort, bei ihren litauischen Gastgebern, lautstark vertreten. Nur so bleibt das Schlagwort von der "gemeinsamen Zukunft Europa" nicht nur Illusion.

04 April 2005

Deutsche Banken fördern Naturzerstörung in der Ostsee

Pressegespraech am Donnerstag, den 7. April 2005,
10:30 Uhr im Duesseldorfer Landtag, Raum E1 - D06

Oelkredite der Landesbanken bedroht Weltnaturerbe an der Ostsee

im Jahr 2000 wurde die einzigartige Naturlandschaft Kurische Nehrung an der Grenze zwischen Litauen und Russland von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklaert. Deshalb brach ein Sturm internationaler Proteste aus, als die russische Firma Lukoil ihre Plaene bekannt gab, im Rahmen des sogenannten "D6-Projekts" unmittelbar vor der Kurischen Nehrung Oel zu foerdern. Unterstuetzung fuer seine Expansionsplaene fand Lukoil u.a. bei der WestLB. Trotz der Einfuehrung der “Equator Principles" als Umweltstandards scheut sich die WestLB immer noch nicht, mit Kunden zusammenzuarbeiten, die internationale Umweltkonventionen missachten und einmalige Naturschutzgebiete zerstoeren. Neben der WestLB haben u.a. auch die Bayerische Landesbank und die Landesbank Hessen-Thueringen Kredite fuer Lukoil bereitgestellt.
Inzwischen hat sich die UNESCO zur Wort gemeldet und verlangt die Vorlage einer grenzuebergreifenden Umweltpruefung. Russland und Litauen muessen diese bis zum Juli vorlegen.Auf Einladung von Urgewald berichten Umweltschuetzer aus Litauen und Russland in einem Pressegespraech ueber die Umweltfolgen der Lukoilaktivitaeten und den aktuellen Konflikt um die Kurische Nehrung. An dem Gespraech nehmen u.a. die russische Traegerin des “Baltic Sea Award" Alexandra Koroleva von der Organisation Ecodefense teil und Linas Vainius , der fuer eine von Litauens angesehensten Umweltorganisationen die Kampagne gegen das D6-Projekt leitet.

Weitere Infos: heffa@urgewald.de

Heffa Schuecking, Urgewald, Tel: 02583-1031 oder 0160-96761436

24 Januar 2005


Sanddünen auf der Kurischen Nehrung

Litauen & Ostpreußen

Können Deutsche der ehemaligen Gebiete Ostpreußens, Russen der Region Kaliningrad, und Litauer gemeinsam konstruktiv an Zukunftsperspektiven arbeiten?
Das Verhältnis ist kein einfaches. Deutsche des ehemaligen Ostpreußen trauern um die verlorene Möglichkeit, in ihrer Heimat bleiben zu dürfen - der verbrecherische Angriffskrieg Hitlers und seine Folgen betrog viele Menschen um ihr mühsam erarbeitetes Lebenswerk.
Für viele Russen, die nach dem 2.Weltkrieg in der Region neue Heimat und Arbeit fanden, hat die mühsame Aufbauarbeit immer noch keine stabile Grundlage. Litauer der Region des ehemaligen Memellands, der Kurischen Nehrung, oder der Region am Nemunas (deutsch Memel genannt), sind ihrerseits stolz auf die jahrhundertelang litauisch geprägten kulturellen Traditionen. Und dann sind es noch die kurischen Fischer, oder die Liven ....
Die Region zwischen Königsberg / Kaliningrad und Litauen ist nicht nur landschaftlich sehr schön, sondern auch kulturhistorisch sehr interessant.

Ostpreußisches Landesmuseum skandalös
Statt zukunftsorientierter Konzepte, verbeißen sich leider immer wieder Funktionäre ostpreußischer Landsmannschaften in ideologischen Wagenburgen.
Jüngster Fall sind die Turbulenzen um das ostpreußische Landesmuseum im niedersächischen Lüneburg. Eigentlich wurde dort immer wieder recht anschaulich und vor allem sachlich über Natur, Kultur und Menschen im einstigen Ostpreußen informiert. Viele Ausstellungen, auch mit Leihgaben aus den baltischen Staaten, musikalische Darbietungen aus Lettland sowie Vorträge über Lüneburgs Partnerstadt Tartu haben dazu beigetragen - ein Verdienst, das vor Dr. Ronny Kabus zukommt - so sehen es viele der Besucher und Unterstützer der Einrichtung.
Kabus plante zuletzt, das Museum um eine baltische Abteilung in einem Extra-Gebäude zu erweitern und sich etwas vom ausschließlich ostpreußischen Bezug zu lösen.
Nun betreiben aber die ostpreußischen Landsmannschaften seine Entlassung. Warum? Die Gründe sind schwer nachvollziebar, haben aber offensichtlich mit einer schriftlichen Stellungnahme zu tun, die Dr. Kabus gegenüber der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" abgegeben hatte.
Freunde und Förderer des Museums, welche die Arbeit von Dr. Kabus sehr schätzen, haben eine Unterschriftenaktion zu seiner Unterstützung und eine eigene Internetseite gestartet:
http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de

Dort gibt es auch näheres zur Person Dr. Kabus (http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de/zur_person/index.html) sowie weitere Hintergrundinformationen (http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de/hintergruende/index.html.