07 Juni 2005

Störche in Litauen - demnächst aus ihren Nestern verscheucht?


Storchenfamilien hatten bisher in Litauen ihre Ruhe - nun soll alles anders werden. Angeblich verursachen sie mit ihren Nestern Störungen der Stromversorgung.

Das Bocholt-Borkener Volksblatt (online-Ausgabe vom 7.Juni 2005) macht sich Sorgen um litauische Störche. Wo liegt Bocholt, werden Sie vielleicht fragen? Egal - aber dass es in Litauen viele Störche gibt, dass Storchennester zum gewohnten Bild auf dem Lande gehören, das wissen auch immer mehr Deutsche. Litauen entwickelt sich zum Urlaubsland, und Gäste aus Deutschland schätzen dort vielfach das, was in der Heimat leider schon als verloren gelten muss.

Mit Hilfe von größeren Geldsummen, die angeblich von der EU gezahlt werden - so meldet es die Bocholter Presse - sollen Störche in Litauen nun von Strommasten auf andere, künstlich errichtete Nester umgesiedelt werden. Allerdings sind es keine litauischen Naturschützer, die auf diese "bahnbrechende" Idee gekommen sind, sondern litauische Stromversorger (wie könnte es anders sein?). Das genannte "Volksblatt" (für das Bocholt-Borkener Volk?) zitiert seinerseits Darius Nedzinskas, Direktor des für West-Litauen zuständigen Stromversorgers Vakaru Skirstomieji Tinklai. Geht es nach dessen Wünschen (und wurde er korrekt zitiert!), dann soll der Umzug aller litauischen Störche, weg von den Strommasten, insgesamt rund 5 Millionen Euro kosten. Wer soll das bezahlen? Für jede der für die "Ansiedlung" vorgesehene Metallplattform werden 400 Euro veranschlagt. Bezahlen soll es die EU - so wünscht es sich die litauische Stromindustrie. Ob diese nicht ein bischen mit Geld allzu sehr verwöhnt wurde, weil die EU ja schon riesige Summen für die Schließung des maroden AKWs Ignalina ausgibt?

Nedszinskas hat mit den Kosten angeblich kein Problem. Schließlich seien die natürlich gebauten Nester bis zu 400 kg schwer, und verursachten starke Abnutzungen, bis hin zu Kurzschlüssen.
Schützenhilfe erhält Nedzinskas angeblich von Laimutis Budrys vom Umweltministerium in Vilnius. "Der weiße Storch steht in Europa unter strengstem Schutz. Die EU sollte uns helfen, das Storchennestproblem zu beseitigen," so wird Budrys zitiert. Sein Ministerium will das Seine tun, dem Problem beizukommen: den Stromfirmen angeblich "beim Ausfüllen der Formulare für Brüssel" helfen.

Na, wenn es aber nur daran liegen würde! Bisher nehmen die Störche nämlich die "großzügig" erteilten Wohnungsangebote gar nicht an. Sie verschmähen sie einfach!
Liebe litauische EU-Bürokraten: vielleicht überlegt ihr lieber mal, wie ihr das litauische Leitungsnetz modernisieren könnt, und überlasst eure schönen, alten Leitungsmasten ganz den Störchen??

22 April 2005

Tourismus & Umwelt

Litauen - Atomare Zone, statt Urlaubsland?

Ignalina - lange Jahre hatte dieser nord-östliche litauische Ort Probleme mit dem Image. Im Gegensatz zu weltbekannten Naturlandschaften wie der Kurischen Nehrung kommen die Touristen nur sehr zögernd in diese Gegend. "Ein Imageproblem", beklagen die örtlichen Tourismusmanager.

Der Name des Ortes ist identisch mit dem von vielen Experten als hochgefährlich eingestuften Atomkraftwerk in Litauen, gegen dessen Bau in den 80er Jahren litauische Umweltschützer nur teilweise erfolgreich demonstriert hatten. Es ist baugleich mit dem AKW Tschernobyl, und daher war die garantierte Demontage eine Bedingung der Europäischen Union für den Beitritt Litauens zur EU.Jetzt werden also Hunderte von Millionen Euro von der EU ausgegeben, um Ignalina Stufe für Stufe abzureissen.
Dieser Prozess wird noch viele Jahre andauern, und die litauischen Politiker waren erfolgreich genug, um sich die EU-Gelder garantieren zu lassen. Auch Strukturhilfen für die Region Ignalina Fließen inzwischen in Millionenhöhe. - Doch schon basteln einflußreiche Kreise nun nicht etwa an Alternativen, Energie auf umweltfreundlichere Art und Weise herstellen zu können, sondern - an einem Neubau eines AKW!
Dabei ist eines klar: die kleinen Länder Litauen, Lettland, Estland, können solch teure Anlagen nicht selbst bauen. Anfang April 2005 trafen sich daher der litauische Wirtschaftsminister Victor Uspaskich und sein lettischer Kollege Krišjāņis Kariņš in Vilnius, um Kooperationsmöglichkeiten der drei baltischen Staaten zu diskutieren. Einen "runden Tisch" mit Vertretern aus allen drei Ländern wolle man einrichten, ist in einer Pressemitteilung der Nachrichtenagenturen LETA und ELTA zu lesen. Wer nun aber beim Stichwort "runder Tisch" etwa an "demokratische Bürgerbeteiligung" denken könnte, sollte wissen, dass wohl eher das Gegenteil gemeint ist. Es wird wohl eher auf mehr oder wenige geheime Absprachen der großen Energiekonzerne hinauslaufen. Gerüchte weisen auf die massiven Investitionsinteressen der französischen Atomindustrie hin.
Deutsche Energiekonzerne werden wohl sehnsüchtig ein Abdanken von Rot-Grün herbeisehnen, um gleichartige Bestrebungen dann offener (und möglicherweise mit Unterstützung von Geldern der deutschen Steuerzahler) durchsetzen zu können.
Die beiden erwähnten Wirtschaftsminister bringen ihre Pläne in engen Zusammenhang mit der Konzeption eines gemeinsamen Energieversorgungsnetzes ("Baltic Ring") im Ostseeraum. 2006 soll ein 350-MW-Kabel zwischen Estland und Finnland fertiggestellt werden. Kosten: 110 Millionen Euro. Interessant dabei, dass ich "Lietuvos Energia" hier mit 27 Millionen Euro an den Investitionskosten beteiligt. Für 2009 plant Litauen den Anschluss seines Energieversorgungsnetzes nach Polen und Schweden. Die 1000-MW-Brücke nach Polen ist mit 434 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Den Löwenanteil davon soll die EU bezahlen - so wünscht es sich der atomfreundliche litauische Wirtschaftsminister.

Deshalb müssen die Atompläne auch vorerst auf "kleiner Flamme" gekocht werden - erst wenn EU-Parlamentarier und Banken ihre Zustimmung ohne große öffentliche Aufmerksamkeit gegeben haben, kann politisch Kapital daraus geschlagen werden. Weitere 400 Millionen Euro sind für die Verbindung der Energienetze Litauens mit Schweden nötig (Projekt "Swindlit").Bereits 2004 werden die ersten Teile des AKW Ignalina geschlossen und abgebaut. 2009 sol der nächste Block geschlossen werden. Schaut man sich aber einmal die Wahlkampfkampagnen litauischer Politiker an (deren Inhalt gewöhnlich kaum über das Land hinaus bekannt wird), dann gaukeln sie eine "billige atomare Eigenversorgung" für Litauen als möglich vor.
Die wahren Interessen der internationalen Atomindustrie werden lieber im Verborgenen gehalten, und mit etwas lokaler Wahlkampf-folklore ("litauische Interessen sichern") wird angeblich Einflussnahme und "Einmischung" aus dem Ausland verhindet. Umweltschutz-Argumente meint man in Litauen noch leicht unter den Tisch kehren zu können, da das Land im Gegensatz zu seinen baltischen Nachbarn nicht einmal eine ernstzunehmende Grüne Partei im politischen Spektrum aufweisen kann. Auch keine andere litauische Partei wagt es bisher, sich des Themas auf ehrlichere Weise anzunehmen.

Wohin lässt sich da Litauen treiben? Will man wirklich die Zukunft des Landes solchen "Polit-Marionetten" überlassen? Auch die Urlauber in Litauen werden ein Wörtchen mitzureden haben. Noch kommen sie vor allem aus Gründen, die mit der gut erhaltenen Natur und den unzerstörten Landschaften zu tun haben. Es ist zu wünschen, dass sie diese Beweggründe auch vor Ort, bei ihren litauischen Gastgebern, lautstark vertreten. Nur so bleibt das Schlagwort von der "gemeinsamen Zukunft Europa" nicht nur Illusion.

04 April 2005

Deutsche Banken fördern Naturzerstörung in der Ostsee

Pressegespraech am Donnerstag, den 7. April 2005,
10:30 Uhr im Duesseldorfer Landtag, Raum E1 - D06

Oelkredite der Landesbanken bedroht Weltnaturerbe an der Ostsee

im Jahr 2000 wurde die einzigartige Naturlandschaft Kurische Nehrung an der Grenze zwischen Litauen und Russland von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklaert. Deshalb brach ein Sturm internationaler Proteste aus, als die russische Firma Lukoil ihre Plaene bekannt gab, im Rahmen des sogenannten "D6-Projekts" unmittelbar vor der Kurischen Nehrung Oel zu foerdern. Unterstuetzung fuer seine Expansionsplaene fand Lukoil u.a. bei der WestLB. Trotz der Einfuehrung der “Equator Principles" als Umweltstandards scheut sich die WestLB immer noch nicht, mit Kunden zusammenzuarbeiten, die internationale Umweltkonventionen missachten und einmalige Naturschutzgebiete zerstoeren. Neben der WestLB haben u.a. auch die Bayerische Landesbank und die Landesbank Hessen-Thueringen Kredite fuer Lukoil bereitgestellt.
Inzwischen hat sich die UNESCO zur Wort gemeldet und verlangt die Vorlage einer grenzuebergreifenden Umweltpruefung. Russland und Litauen muessen diese bis zum Juli vorlegen.Auf Einladung von Urgewald berichten Umweltschuetzer aus Litauen und Russland in einem Pressegespraech ueber die Umweltfolgen der Lukoilaktivitaeten und den aktuellen Konflikt um die Kurische Nehrung. An dem Gespraech nehmen u.a. die russische Traegerin des “Baltic Sea Award" Alexandra Koroleva von der Organisation Ecodefense teil und Linas Vainius , der fuer eine von Litauens angesehensten Umweltorganisationen die Kampagne gegen das D6-Projekt leitet.

Weitere Infos: heffa@urgewald.de

Heffa Schuecking, Urgewald, Tel: 02583-1031 oder 0160-96761436

24 Januar 2005


Sanddünen auf der Kurischen Nehrung

Litauen & Ostpreußen

Können Deutsche der ehemaligen Gebiete Ostpreußens, Russen der Region Kaliningrad, und Litauer gemeinsam konstruktiv an Zukunftsperspektiven arbeiten?
Das Verhältnis ist kein einfaches. Deutsche des ehemaligen Ostpreußen trauern um die verlorene Möglichkeit, in ihrer Heimat bleiben zu dürfen - der verbrecherische Angriffskrieg Hitlers und seine Folgen betrog viele Menschen um ihr mühsam erarbeitetes Lebenswerk.
Für viele Russen, die nach dem 2.Weltkrieg in der Region neue Heimat und Arbeit fanden, hat die mühsame Aufbauarbeit immer noch keine stabile Grundlage. Litauer der Region des ehemaligen Memellands, der Kurischen Nehrung, oder der Region am Nemunas (deutsch Memel genannt), sind ihrerseits stolz auf die jahrhundertelang litauisch geprägten kulturellen Traditionen. Und dann sind es noch die kurischen Fischer, oder die Liven ....
Die Region zwischen Königsberg / Kaliningrad und Litauen ist nicht nur landschaftlich sehr schön, sondern auch kulturhistorisch sehr interessant.

Ostpreußisches Landesmuseum skandalös
Statt zukunftsorientierter Konzepte, verbeißen sich leider immer wieder Funktionäre ostpreußischer Landsmannschaften in ideologischen Wagenburgen.
Jüngster Fall sind die Turbulenzen um das ostpreußische Landesmuseum im niedersächischen Lüneburg. Eigentlich wurde dort immer wieder recht anschaulich und vor allem sachlich über Natur, Kultur und Menschen im einstigen Ostpreußen informiert. Viele Ausstellungen, auch mit Leihgaben aus den baltischen Staaten, musikalische Darbietungen aus Lettland sowie Vorträge über Lüneburgs Partnerstadt Tartu haben dazu beigetragen - ein Verdienst, das vor Dr. Ronny Kabus zukommt - so sehen es viele der Besucher und Unterstützer der Einrichtung.
Kabus plante zuletzt, das Museum um eine baltische Abteilung in einem Extra-Gebäude zu erweitern und sich etwas vom ausschließlich ostpreußischen Bezug zu lösen.
Nun betreiben aber die ostpreußischen Landsmannschaften seine Entlassung. Warum? Die Gründe sind schwer nachvollziebar, haben aber offensichtlich mit einer schriftlichen Stellungnahme zu tun, die Dr. Kabus gegenüber der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" abgegeben hatte.
Freunde und Förderer des Museums, welche die Arbeit von Dr. Kabus sehr schätzen, haben eine Unterschriftenaktion zu seiner Unterstützung und eine eigene Internetseite gestartet:
http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de

Dort gibt es auch näheres zur Person Dr. Kabus (http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de/zur_person/index.html) sowie weitere Hintergrundinformationen (http://www.zukunft-ostpreussenmuseum.de/hintergruende/index.html.